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Das erste Liga-Heimspiel seit 41 Tagen

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Zeit zum Genießen blieb Ljubomir Vranjes und seinen Spielern kaum. Schon eine Stunde nach dem 36:26-Erfolg in der Champions League über den russischen Meister Medwedi Tschechow saß der Trainer der SG Flensburg-Handewitt wieder zu Hause vor dem PC und machte sich an die nächste Gegner-Analyse - bis morgens um 2 Uhr. Denn schon heute (20.15 Uhr, Campushalle) muss der deutsche Vizemeister schon wieder ran - in der Handball-Bundesliga gegen den Krisen geschüttelten TBV Lemgo.

Dazwischen lagen für die Spieler das Video-Studium des Gegners, Erholungstraining und taktische Übungen. "Mehr ist nicht möglich, wenn man innerhalb von 48 Stunden zwei Mal spielen muss. Vorbereitung kann man so etwas nicht nennen", meinte Vranjes und forderte ein weiteres Mal mindestens drei Tage Pause zwischen zwei Begegnungen. Vor allem aus zwei Gründen: "Wegen der steigenden Verletzungsgefahr für die Spieler bei einer so hohen Belastung und wegen der sinkenden Qualität der Spiele", so der 39-jährige Schwede, dessen Team erst in der vergangenen Woche 48 Stunden nach dem Champions League-Auftritt in Nis bei den Rhein-Neckar Löwen auflaufen musste und mit 27:30 die erste Saisonniederlage kassierte, weil die "Löwen" nach fast zweiwöchiger Pause ausgeruht ins Spitzenspiel gegangen waren.

Heute zumindest starten beide Teams unter gleichen Voraussetzungen. Auch der TBV spielte am Sonntag (26:28 gegen den SC Magdeburg). Die Ostwestfalen waren mit 26:25 in Führung gegangen, hatten dann aber die Nerven und zwei wichtige Punkte verloren. Mit 4:12 Zählern steht der TBV sportlich kurz vor dem Abgrund. Das passt zu den Schlagzeilen der vergangenen Monate. Im Sommer hatte eine drohende Insolvenz gerade noch abgewendet werden können, nachdem Sponsoren ihre finanziellen Zusagen nicht eingehalten hatten. Im September gipfelten dann eine verschwundene sechsstellige Summe und ein von einer Bank nicht akzeptierter Scheck eines englischen Investors in der Entlassung der Geschäftsführer Volker Zerbe und Fynn Holpert.

Trainer Dirk Beuchler ist um seine Aufgabe also nicht zu beneiden, zumal der TBV auch noch von großem Verletzungspech gebeutelt wird. Heute muss er gleich auf fünf Stammkräfte verzichten. Deshalb rechnet sich der Trainer an der Förde auch nicht viel aus. "Schon mit komplettem Kader wäre es sehr schwer geworden", sagt er. "Wir müssen versuchen, eine ordentliche Abwehr zu stellen, und dann schauen, wie lange wir mithalten können."

Für die SG ist die heutige Partie das erste Liga-Heimspiel seit dem 5. September (39:24 gegen Balingen) - also seit 41 Tagen. Vranjes und sein Team freuen sich darauf, nachdem sie sich zuletzt ausschließlich in der Königsklasse im eigenen "Wohnzimmer" präsentieren konnten. "Und wir wollen mit der Riesenunterstützung unserer Fans gewinnen", sagt der Trainer. In personeller Hinsicht sind die Voraussetzungen optimal. Alle Spieler sind fit - auch Maik Machulla. Vranjes hatte den Ex-Nordhorner nach einer Fußverletzung gegen Essen in den vergangenen Wochen gegen die Top-Gegner geschont. Jetzt soll er Schritt für Schritt integriert werden. "Denn es ist schon einige Zeit her, dass Maik Bundesliga gespielt hat."