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Im Temporausch

(Flensborg Avis; Ruwen Möller) 36-33-5-20.000 - dies ist nicht etwa der Zahlenkode vom Bankkonto der SG Flensburg-Handewitt, es sind vielmehr die jüngsten Erfolgswerte des Vizemeisters und Europapokalsiegers. Was zunächst etwas verwirrend aussieht, lässt sich vor dem heutigen Bundesliga-Duell mit dem TBV Lemgo (20.15 Uhr/live Sport1) leicht erklären. Da wäre zunächst die Zahl 36, die aus dem Champions League-Spiel von Sonntag Abend stammt. Mit 36:26 gewann die SG gegen dem hochgehandelten russischen Meister Medwedi Tschechow und lieferte dabei eine Galavorstellung ab.

Es war der bislang beste Auftritt der Flensburger in einer Saison, in der sie bislang durchschnittlich 33 Tore pro Spiel (Bundesliga und Europacup) erzielen - 5 mehr als in der vergangenen Spielzeit. Viele Tore begeistern viele Fans und die hat die SG auch zu bieten. Gestern war es so weit: Der 20.000 User hat auf der offiziellen SG-Facebook-Seite "Gefällt mir" gedrückt. Zum Vergleich: Der heutige Gast bringt es lediglich auf 5071 Personen (Stand gestern Nachmittag).

Diese Internetzahlen dürften ein gutes Omen für die SG sein, schließlich lag sie auch bei der Abstimmung zur beliebtesten Mannschaft der Champions League (www.handballenergy.com) deutlich vor dem letzten Gegner, Medwedi Tschechow. Was am Ende dabei raus kam, ist hinlänglich bekannt.

"Das war sehr gut", sagte SG-Coach Ljubomir Vranjes nach dem Spiel in der Königsklasse. Vor lauter Ehrgeiz ist der Schwede nur selten 100-prozentig zufrieden zu stellen. Am Sonntag war es jedoch soweit und er konnte sich nicht einmal darüber ärgern, dass seine Jungs sich ihren Champions League-Toreschnitt versaut haben. Nach 37 Toren gegen Montpellier und in Belgrad waren es gegen die Russen "nur" 36. "Nein, darüber kann ich mich nicht wirklich ärgern", sagte Vranjes mit einem Lächeln auf den Lippen. Warum auch, schließlich hat sein Team einen fast perfekten Start in die Königsklasse hingelegt. Mit 5:1-Punkten ist der Finalist von 2004 und 2007 in der zuvor als "Hammergruppe" auserkorenen Gruppe A derzeit Erster. "Montpellier hat gegen uns noch in voller Stärke gespielt, da war ich mit einem Punkt zufrieden. Normalerweise sind sie ein Kandidat für das Final4", so Vranjes über die Franzosen, die nach wie vor in einen Wettskandal verstrickt sind (wir berichteten).

"Moskau gehört ebenso zu den besten Teams in Europa und wir haben gegen beide nicht verloren. Wenn wir jetzt noch in Leon gewinnen, dann sind wir unserem Ziel, die nächste Runde zu erreichen, einen großen Schritt näher", so Vranjes mit Hinblick auf den Gastauftritt in Spanien am kommenden Sonntag. (17.30 Uhr/live Eurosport).

Bevor es jedoch wieder auf das europäische Parkett geht, steht heute zunächst eine wichtige Bundesliga-Partie an. "Lemgo hat eine gute Mannschaft. Sie scheinen in dieser Saison jedoch zu viele Probleme zu haben", so Vranjes über den TBV, der die Affäre um Ex-Manager Volker Zerbe verkraften musste und bislang nur zwei Siege einfahren konnte. "Das ist nicht unser Ding, wir konzentrieren uns in der Campushalle nur auf uns", sagt Vranjes und das bedeutet in erster Linie den Tempo-Handball weiter voranzutreiben.

Im Gegensatz zum Vorjahr baut Vranjes noch mehr auf Tempo. "Dadurch wird der Gegner noch mehr gestresst und durch einfache Tore können wir Kraft sparen. Die besten Teams wie Kiel oder Barcelona machen es uns vor. Sie werfen meistens weit über 30 Tore", sagt Vranjes, der auch gerne in Kauf nimmt, dass der gesteigerte Temporausch im Angriff hin und wieder auch zu mehr Gegentoren führen kann. Wobei sich dies bei der SG bislang in Waage hält. Im Vergleich zur Vorsaison kassiert Flensburg in der aktuellen Spielzeit bislang im Schnitt nur 0,5 Gegentreffer pro Partie mehr. Gegen Lemgo könnte es den nächsten Hochgeschwindigkeits-Sieg geben, denn der TBV ist in diesen Tagen arg von Verletzungen gebeutelt und tritt mit nur neun Feldspielern an.