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Der nächste Härtetest in Mannheim

(sh:z; Jan Wrege) Das Abenteuer Serbien haben die Handballer der SG Flensburg-Handewitt erfolgreich und ohne Verletzungen hinter sich gebracht. Entsprechend gelöst war gestern Mittag  die Stimmung in der Reisegruppe auf dem Flughafen in Belgrad. "Es war ein sehr hartes Auswärtsspiel. Wir sind sehr zufrieden damit, wie wir es überstanden haben", meinte Kapitän Tobias Karlsson nach dem Einchecken zum Flug Richtung Frankfurt. Die eigenen Betten werden die Flensburger erst morgen Abend wieder sehen. Zuvor gilt es im vierten Auswärtsspiel binnen zehn Tagen einen weiteren Härtetest zu bestehen. Heute um 20.15 Uhr (Sport1 live) steigt in der Mannheimer SAP-Arena das Bundesliga-Schlagerspiel bei den Rhein-Neckar Löwen.

Dort kann die SG  mit breiter Brust antreten, nachdem im Hexenkessel von Nis am Sonntag  mit dem 37:31-Erfolg über Partizan Belgrad ein wichtiger Schritt in Richtung Achtelfinale der Champions League getan wurde. Die Atmosphäre in der der serbischen Handball-Hochburg spornte die Flensburger an. "Das war toll, eine ganz heiße Stimmung die ganze Zeit", meinte Karlsson. Von den entfesselten Fans, die mit Bengalos, Feuerwerk und Papierrollen-Würfen das Gastspiel ihres Landesmeisters "feierten" und so eine Anwurfverzögerung verursachten, habe man sich nicht beeindrucken lassen. "Das war weit weg für uns", sagte der Schwede, der sich allerdings beeindruckt von der Qualität der "Partisanen" zeigte: "Das war ein guter Gegner. Sie spielen sehr schnell und haben einen guten Rhythmus." Zudem begegnete der rustikale Belgrader Mittelblock mit Branko Radanovic und Mijajlo Marsenic den Flensburger Angreifern mit so genannter internationalen Härte, die von den Schiedsrichtern  Horváth/Marton (Ungarn) zeitweilig recht großzügig beurteilt wurde. So etwa, als ein Ellenbogen-Rammstoß ins Gesicht von Steffen Weinhold als Stürmerfoul gewertet wurde.

Doch die SG widerstand dem Ansturm der Serben, ließ nie eine Führung der Gastgeber zu und hatte spätestens mit dem 26:20 nach 40 Minuten die Partie endgültig unter Kontrolle. Das lag auch am fabelhaften Lauf von Anders Eggert, der nervenstark seine Chancen nutzte und mit 13 Treffern seine Bilanz in den Königsklasse schon nach zwei Spielen auf 21 Tore schraubte. Auch ansonsten war die Wurfeffizienz auf hohen Niveau, während sich die SG-Abwehr gegen die wurfgewaltigen Belgrader einige Nachlässigkeiten erlaubte und ihrem starken Keeper Mattias Andersson (20 Paraden) reichlich Arbeit übrig ließ.

Heute dürfte es für den Vizemeister noch härter werden als in Nis. Die RN Löwen haben zu neuer Stärke gefunden und mit 12:0 Punkten aus sechs Spielen den besten Bundesliga-Start der Vereinsgeschichte hingelegt. "Die sehen sehr stark aus", sagt Tobias Karlsson, "sie spielen gut zusammen und wirken mehr als früher wie eine Mannschaft." Die Mannheimer stehen trotz stark reduzierten Etats bei vielen Experten als Mitanwärter auf die Top 3 auf dem Zettel, nachdem sie einige schwierige Charaktere aussortiert haben und verstärkt auf jüngere Akteure sowie aufs kollektive Spiel setzen. Zudem verfügen sie in Goran Stojanovic und Niklas Landin über ein herausragendes Torhüter-Duo. Anstelle von Karol Bielecki, Krzysztof Lijewski und Michael Müller geben jetzt der neue Schweden-Star Kim Ekdahl du Rietz und der frühere SG-Akteur Alexander Petersson im Rückraum den Ton an.

SG-Trainer Ljubomir Vranjes schaltete nach Spielende in Nis umgehend in den Analysemodus, nutzte gestern auf der Reise jede Gelegenheit, die Löwen per Video zu studieren, um seine Mannschaft heute vormittag entsprechend instruieren zu können. "Eine optimale Vorbereitung sieht natürlich anders", sagte der Trainer, der trotz aller Widrigkeiten die Serie der saisonübergreifend in 20 Bundesligaspielen unbesiegten SG verteidigen will und ein Erfolgserlebnis wie im Mai als Ziel hat: Da wurde die SAP-Arena mit 34:27 gestürmt.