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Erfolg mit Beigeschmack

(sh:z; Jan Wrege) Die letzte Partie war ein Spiegelbild der Saison - ein Auf und Ab. Am Ende hatte die SG Flensburg-Handewitt die Pflicht doch noch souverän erfüllt und mit dem 30:28 (16:15)-Sieg über den TuS N-Lübbecke den zweiten Platz in der Handball-Bundesliga verteidigt. "Es ist ein Riesenerfolg", ordnete Trainer Ljubomir Vranjes  die   zehnte Vizemeisterschaft für die SG in der stärksten Liga der Welt als Beweis für  herausragende Kontinuität richtig ein.

Seine Spieler mussten sich zwingen, das unter widrigen Bedingungen Erreichte angemessen zu würdigen. Sie spürten einen bitteren Beigeschmack. "Wir sind froh, dass wir wieder die Champions League geschafft haben. Es ist eine gute Sache, in der Bundesliga Zweiter zu werden, aber zufrieden bin ich nicht. Als Sportler will man   auch den letzten Schritt machen", sagte Mattias Andersson, der von HBL-Geschäftsführer Holger Kaiser die Trophäe für den besten Torwart der Liga überreicht bekam. Auch diese betrachtete der 35-Jährige mit gemischten Gefühlen. "Es macht mich stolz, wenn ich bedenke, wie viele gute Torhüter es in der Bundesliga gibt. Aber es bringt mir nichts, wenn ich keinen Erfolg mit der Mannschaft feiern kann", sagte Andersson, der auch aufzeigte, wie die SG den "letzten Schritt" schaffen kann in der nächsten Saison schaffen kann: "Fehler weiter minimieren, in Auswärtsspielen mehr Disziplin zeigen."

Einige Tränen der Wehmut flossen bei der Verabschiedung von sechs Spielern. Mit liebevoll gestalteten Videoeinspielern und herzlichen Worten wurden Petar Djordjic, Arnor Atlason, Florian von Gruchalla, Malte Voigt, Morten Dibbert und Thies-Jakob Volquardsen bedacht.

Schmerzlich für beide Seiten war vor allem der Abschied von Arnor Atlason. Er wäre gern geblieben. "Ich mag Flensburg sehr. Hier hat alles gepasst. Ich bin froh, dass ich den Jungs in den letzten Spielen noch helfen konnte", sagte der 28-Jährige, der  bereits im September 2012 den Wechsel zum französischen Club  St. Raphael Var HB dingfest gemacht hatte. Ljubomir Vranjes betonte, dass er den Isländer gern gehalten hätte. "Arnor ist der fast perfekte Handballer. Leider sah die Situation damals anders aus als heute. Wir mussten unsere finanziellen Möglichkeiten beachten", sagte der SG-Trainer. Seinerzeit gab es noch das Bestreben Djordjic zu halten, Atlason konnten keine Zusagen gemacht werden. Als Ehemann und Vater zweier Kinder konnte er nicht pokern und entschied sich schließlich für den Drei-Jahres-Vertrag bei den Franzosen.

Die SG musste noch hart arbeiten, um den TuS N-Lübbecke in die Schranken zu weisen. "Ganz normal", meinte Vranjes, "wir hatten den Druck, die konnten ganz frei spielen." TuS-Linkshänder Jens Schöngarth und das variable Spiel von Mittelmann Drago Vuckovic bereiteten der SG-Abwehr einige Probleme. So blieben die Gäste trotz etlicher technischer Fehler auf Tuchfühlung. Die SG spielte im Angriff mit Steffen Weinhold in der Mitte und einem starken Atlason auf halblinks sicherer, ließ aber etliche gut herauskombinierte Chancen aus. Nach elf Minuten lagen die Gäste mit 6:5 vorn. Auch als die zweite Welle der Flensburger ins Rollen kam und zeitweise drei Tore Vorsprung brachte (14:11/25.), knickten die Ostwestfalen nicht ein.

Im zweiten Durchgang kam der SG entgegen, dass sich die Nettelstedter mehrfach durch Zeitstrafen dezimierten. Mit Beharrlichkeit und Disziplin und einem Holger Glandorf, der seine Wurfquote gegenüber der ersten Hälfte deutlich verbesserte, wurden die Gäste schließlich niedergerungen. Das 25:19 nach 46 Minuten war die Vorentscheidung. Den Rest der Partie brachte die SG souverän über die Zeit.