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TuS N-Lübbecke

Seit rund vier Dekaden ist der Kreis Minden-Lübbecke so etwas wie eine Schwerpunktregion im deutschen Handball. Kein anderer Kreis besitzt zwei Bundesligisten. Was gleichbedeutend mit einer Rivalität ist, die seit 1970 lodert. Damals gedieh in der Ballwerfer-Zunft noch der Amateur-Gedanke. Nationalspieler Herbert Lübking wechselte von GW Dankersen (GWD Minden) zum Kreisligisten TuS Nettelstedt (TuS N-Lübbecke). Aus beruflichen Gründen. Die Erregung auf Mindener Seite war riesig. Der Emporkömmling schaffte den Durchmarsch und stieg 1976 in die Bundesliga auf. Seitdem hat mal der eine, dann wieder der andere Klub die Nase vorn.

Bleibt bis 2015: Ales Pajovic.

In dieser Saison ist definitiv der TuS N-Lübbecke die Nummer eins im Kreis. Während in Minden lange das Abstiegsgespenst über der Weser schwebte, bewegt sich der Lokalrivale als Zwölfter am Rande des Mittelfeldes. Mit Drago Vukovic, Frank Löke, Arne Niemeyer oder Torwart Nikola Blazicko gibt am Wiehengebirge eine Reihe erfahrener Kräfte den Takt an. Frühzeitig erreichte man die sicheren Gefilde und konnte so schon vor einigen Monaten mit den Planungen für die kommende Spielzeit beginnen.

Den Anfang machte die Trainer-Position. Dirk Beuchler wird ab Sommer Nachfolger von Gennadij Chalepo, der sich aus privaten Gründen – die Familie lebt in Wetzlar – mit den Ostwestfalen auf eine vorzeitige Vertragsauflösung verständigt hatte. Dirk Beuchler möchte bis mindestens 2016 bleiben und kehrte an eine alte Wirkungsstätte zurück. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre gehörte er zur Generation, die zwei Europapokale für den TuS einfuhr. „Wir können hier zusammen viel aufbauen und erreichen", sagt der 41-Jährige heute. „Die Basis im Verein ist da, die Mannschaft besitzt das Potenzial."

Linkshänder Jens Schöngarth.

Gemeinsam gingen die Verantwortlichen an eine gewisse Verjüngung des Kaders. U21-Weltmeister Maximilian Schubert war der erste Youngster. Es folgten Ramon Tauabo (Füchse Berlin) und der baumlange Keeper Malte Semisch (TSV Hannover-Burgdorf). Plötzlich öffnete sich noch eine Baustelle. Der Schwede Kristian Svensson bat um eine vorzeitige Rückkehr nach Schweden, für den rechten Rückraum stand nur noch Jens Schöngarth im Kader. Der Berliner Gabor Langhans, zuletzt in Rostock, sprang auf den fahrenden Zug. Zudem wurde mit dem erst 20-jährigen polnischen Rückraumspieler Pawel Niewrzawa um zwei Jahre verlängert. Trotz der Talentschwemme: Der TuS wird nicht in den Jungbrunnen fallen. Die Routiniers werden weiterhin das Gerüst bilden. Dazu zählt auch der 34-jährige Slowene Ales Pajovic, der im Winter kam und bis 2015 bleiben wird.

Drei Tage nach der letzten Heimpartie gegen den TV Großwallstadt hatten die Ostwestfalen am Dienstag einen ganz besonderen Einsatz: Das Schicksal ihres an Krebs erkrankten Freundes und Mitspielers Daniel Svensson veranlasste die TuS-Profis dazu, in Eigenregie ein Benefizspiel zu organisieren. Sie forderten in der heimischen Merkur-Arena eine Auswahl der Weltmeister von 2007 und Europameister von 2004 heraus. Der Erlös der Veranstaltung geht zum Großteil an die Aktion „Handball Hilft" der Deutschen Kinderkrebshilfe.