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GWD Minden

Die Angst regiert nicht an der Weser. Aber auch die ruhige Gelassenheit ist bei GWD Minden noch nicht ausgebrochen. Der Altmeister, der seine beste Zeit in den 60er und 70er Jahre hatte und im Sommer nach zwei Serien in der Zweitklassigkeit in die Beletage zurückgekehrt war, ist auf dem besten Weg zum Klassenerhalt, kann aber noch keinen Vollzug melden. „Wir haben vier Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz, zudem das bessere Torverhältnis", wirft Trainer Sead Hasanefendic ein. „Aber zum Ende der Saison ist alles möglich. Da kommt es vor, dass müde Mannschaften gegen hochmotivierte Gegner Punkte lassen."

Rechtsaußen Aleksandar Svitlica.

Der 64-Jährige selbst kam nur ans Ruder, weil die Westfalen zeitweise hinter den eigenen Erwartungen blieben. Mitte März beurlaubte der Aufsteiger seinen Coach Ulf Schefvert. „Die Entscheidung ist uns natürlich nicht leicht gefallen, weil er als Typ hervorragend zu GWD gepasst hat", erklärte Manager Horst Bredemeier. „Wie kein Zweiter hat er sich mit dem Verein und seinem sportlichen Konzept identifiziert." Einen Tag später hatte der Klub einen neuen Mann für die Trainerbank gefunden: Sead Hasanefendic. „In der Mannschaft steckt auf jeden Fall genügend Potential für den Klassenerhalt", sagte der Frischberufene. „Wir haben viele gute Spieler. Und es ist jetzt meine Aufgabe, aus diesen guten Einzelspielern eine gute Mannschaft zu formen."

Erschwerend kam allerdings hinzu, dass GWD Minden einige langfristige Verletzungen zu beklagen hatte. Vignir Svavarsson, vor der Serie aus Burgdorf gekommen, fehlt wegen eines Kreuzbandrisses, der slowenische Shooter Nenad Bilbija zog sich einen Teilriss des Innenbandes im rechten Knie zu. Auch der schwedische Spielmacher Dalibor Doder musste wegen einer Knie-Blessur sechs Wochen lang passen. Am letzten Wochenende meldete er sich zurück, warf gegen Hannover-Burgdorf gleich sechs Tore. Trotz des eindrucksvollen Comebacks: Die Punkte gingen verloren.

Routinier: Evars Klesniks.

Keine Frage ist, dass die Westdeutschen eine starke Truppe beisammen haben. Mit dem dänischen Abwehr-Strategen Anders Oechsler, Linkshänder Evars Klesniks oder der aus Aljoscha Schmidt und Aleksandar Svitlica bestehenden Flügelzange stehen weitere Routiniers im Aufgebot. Mit Anders Persson und Jens Vortmann, immerhin in das DHB-Aufgebot aufgerückt, kann GWD auf ein starkes Torhüter-Duo setzen. Und auch wenn jüngere Akteure wie Christoph Steinert, Sören Südmeier oder Markus Fuchs ran müssen, geht kaum Qualität verloren.

„Wir wollen uns in den nächsten Jahren etablieren", hatte Ulf Schefvert vor seiner Demission wiederholt betont. Die Voraussetzungen dafür haben sich definitiv gebessert. Die Altlasten sind abgetragen. Im November wurde die letzte Rate eines 1997 aufgenommenen Millionen-Kredits zurückgezahlt. Die Lizenz wanderte ohne Probleme an die Weser. „Das ist ein Beleg dafür, dass wir solide aufgestellt sind", kommentierte Horst Bredemeier. Am Etat von rund 3,2 Millionen Euro soll nicht gerüttelt werden. Wer weiß: Vielleicht knüpfen die Mindener irgendwann wieder an ihre ganz großen Zeiten an. Die werden nach wie vor gelebt. Im Frühjahr feierte die GWD-Traditionsmannschaft ihren 25. Geburtstag – mit Handball-Legenden wie Herbert Lübking und Fritz Spannuth. Die beiden Meisterschaften von 1971 und 1977 hat man nicht vergessen.