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SG muss die Leichtigkeit wiederfinden

(sh:z; Jan Wrege) An dieses Gefühl muss man sich erst wieder gewöhnen. Zuletzt hatte die SG Flensburg-Handewitt den Stachel der Niederlage am 18. November 2012 gespürt, beim 28:31 in der Champions-League-Vorrunde in Hamburg. Danach ging das Team von Trainer Ljubomir Vranjes aus 22 Pflichtspielen in Bundesliga, Pokal und Königsklasse ungeschlagen hervor. "Nach so langer Zeit tut es besonders weh. Meine Spieler waren sauer und traurig", sagte der Schwede nach dem 22:27 (7:14) beim TBV Lemgo. Ob es frohe Ostern für den Vizemeister werden, ist alles andere als sicher: Morgen (15.45 Uhr/Sport1) wartet in der mit 9000 Zuschauern ausverkauften Max-Schmeling-Halle eine extrem schwere Aufgabe gegen die Berliner Füchse.

Vranjes schwankte im Rückblick auf Lemgo zwischen Ärger und Verständnis für seine Spieler. "Die erste Halbzeit war eine Katastrophe. Aber es ist eine lange Saison, irgendwann wirst du müde. Ich kann das akzeptieren", sagte der Trainer, fügte aber an: "Wenn der Körper müde ist, muss der Kopf besser funktionieren. Man muss cleverer sein." Clever war die Idee, Lemgo mit Kreisläufer Michael Knudsen auf Linksaußen  Kopfzerbrechen zu bereiten. Der Däne sollte zur Mitte laufen und Lücken in der TBV-Abwehr reißen. Dies gelang auch, doch die Chancen, die entstanden, nutzte die SG nicht. Vielmehr verschafften die Flensburger Angreifer Lemgos Keeper Carsten Lichtlein einen großen Auftritt.

"Ich kann mich nicht erinnern, dass eine SG-Mannschaft nur sieben Tore in einer Halbzeit geworfen hat. Eigentlich lief es nicht so schlecht, aber Lichtlein oder der Pfosten waren im Weg", sagte Lasse Svan Hansen, der in Lemgo leer ausging und später auf Rechtsaußen für Florian von Gruchalla Platz machte.

Ob Anders Eggert, der nach 14 Minuten wieder seine Linksaußenposition einnahm, oder Holger Glandorf an alter Wirkungsstätte - die Torjäger der SG blieben blass.  Spielmacher Thomas Mogensen mühte sich gegen die giftige Spitze Patrick Zieker in Lemgos 5:1-Deckung mehr schlecht als recht.

"Wir wussten um die große Belastung der Flensburger und haben darin unsere Chance gesehen", frohlockte Lichtlein nach der Partie, die alle Ängste der Lemgoer vor dem Tempospiel der SG zerstreute. Weder konnten die Flensburger ihre Konter wie gewohnt laufen noch den Gastgebern folgen, wenn diese über erste und zweite Welle kamen.

"Abhaken, jetzt kommt das nächste Spiel", sagte Vranjes. "Das wird noch schwerer." Wenigstens kämpft man mit gleichen Waffen. "Allen Vier, die in der Champions League spielen und so unter Zeitdruck sind, geht es ähnlich", stellte SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke fest. Vranjes, dem so viel an Detailarbeit liegt, meinte zum Faktor Zeit: "Lemgo und wir - das ist ein Unterschied. Die anderen könnten taktisch ganz andere Sachen machen. Auch der HSV musste zu Hause sogar gegen Neuhausen kämpfen."

Vor der Partie in Berlin gibt es viel zu tun, dennoch gab Vranjes seiner Mannschaft am Donnerstag frei - Regeneration ging vor. Schmäschke hofft, dass die Schlappe etwas Befreiendes hat: "In den letzten Spielen vor Lemgo hatte sich angedeutet, dass die Delle kommen würde. Kämpferisch war es gegen die Rhein-Neckar Löwen und Velenje okay, aber die spielerische Leichtigkeit hatten wir verloren." Die wünscht sich der Geschäftsführer zurück. "Wenn wir das hinbekommen und die Trefferquote verbessern, sehe ich eine gute Chance", so Schmäschke. Die Füchse haben zwei harte Spiele mit dem unglücklichen CL-K.o. gegen Atletico Madrid hinter sich, zeigten sich vor drei Tagen beim 30:24-Erfolg in Melsungen aber gut erholt. Linkshänder Konstantin Igropulo ist in Topform, Iker Romero feiert in der Hauptstadt seinen zweiten Frühling und Spielmacher Bartlomiej Jaszka ist in Rekordzeit von einer Blinddarmoperation genesen. Den Schlüssel zum Erfolg sieht Schmäschke aber insbesondere im Torhüter-Duell Silvio Heinevetter gegen Mattias Andersson: "Ich glaube, da haben wir einen leichten Vorteil."