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Das Duell der besten Abwehrreihen

(sh:z; Hans-Werner Klünner) SG Flensburg-Handewitt gegen die Rhein-Neckar Löwen zum Dritten in dieser Saison: Sechs Wochen nach dem 24:20 im DHB-Pokal und dem geglückten Einzug ins Final Four im April empfängt der Tabellendritte den Tabellenzweiten heute um 20.15 Uhr (Flens-Arena) im Kampf um Punkte in der Handball-Bundesliga. Besondere Motivation benötigen die Gastgeber vor dem Top-Duell nicht: Denn bei einem Heimsieg hätten die "Löwen" ebenfalls neun Minuspunkte. "Das ist eine Riesenherausforderung, und es ist für uns unglaublich wichtig, nach der Auswärtstour nach Velenje wieder Kraft zu finden", sagt SG-Kapitän und Abwehrchef Tobias Karlsson - und ergänzt: "Wir stecken im Moment in einer sehr harten Phase. Alle drei Tage treffen wir auf einen starken Gegner."

Der Schwede erwartet ein "hartes und enges" Spitzenspiel, das vom Ergebnis in die Richtung der letzten Auseinandersetzung tendieren könnte. Und warum? Das beste Heimteam (22:0 Punkte) empfängt die beste Auswärtsmannschaft (22:2), die besten Abwehrreihen der Liga treffen aufeinander. "Wir versuchen aus der Abwehr im  Zusammenspiel mit den Torhütern unser Spiel aufzubauen und leichte Tore zu erzielen. Das ist unser Grundkonzept", erklärt Karlsson. "Und auch die Löwen haben gezeigt, dass sie gute Torhüter und eine stabile Abwehr haben."

Mit der "Löwen-Defensive" hatten die Flensburger im Pokalviertelfinale eine Halbzeit lang große Probleme. 11:12 hieß es zur Pause aus Flensburger Sicht. Erst danach kam auch der Angriff in Schwung und zu leichten Toren, weil die SG-Deckung die Achse Schmid-Myrhol lahm legte und sich Mattias Andersson im Tor zu einer Weltklasseleistung aufschwang.

Auch heute wird die SG versuchen, die Kreisanspiele von Andy Schmid zu Bjarte Myrhol zu unterbinden. "Das müssen wir durch gute Zusammenarbeit stoppen", fordert Karlsson. Der 31-jährige Schwede freut sich auf das Duell mit dem Norweger Myrhol. "Das sind zwar harte Duelle, aber es macht immer Spaß gegen Bjarte zu spielen. Er ist ein sehr guter Handballer und einer der besten Kreisläufer der Welt."

Die "Löwen", die aus den beiden letzten Bundesliga-Begegnungen nur einen Punkt geholt haben, sehen sich an der Förde als Außenseiter. "Es gibt kein schwierigeres Auswärtsspiel - außer vielleicht in Kiel", sagt Trainer Gudmundur Gudmundsson. Doch wer den Isländer kennt, weiß, dass er sich an der Flensburger Förde dennoch etwas ausrechnet. "Auf die erste Halbzeit des Pokalspiels können wir aufbauen. Zudem müssen wir hinten gut stehen und damit unseren Torhütern helfen", so der "Löwen"-Coach.

Die Flensburger wollen sich vom Tabellenzweiten ihre Erfolgsserie von wettbewerbsübergreifend 20 Spielen ohne Niederlage aber nicht kaputt machen lassen. "Die Punkte sollen in Flensburg bleiben", sagt Karlsson. In den vergangenen Jahren war der Abwehrspezialist in der Zeitstrafen-Statistik immer ganz vorne dabei. In der laufenden Serie ist er dagegen nicht einmal unter den Top 20 zu finden. Hat Karlsson eine Wandlung vom Wolf zum Lamm vollzogen? "Nein", entgegnet der Schwede. "Ich habe gelernt, was ich mir erlauben kann und was nicht. Einen großen Anteil daran haben aber auch meine Nebenleute. Wir helfen uns gegenseitig viel mehr als früher."

Dass Tobias Karlsson als Abwehrspezialist im Gegensatz zu den Angreifern nur selten in den Fokus rückt, stört ihn überhaupt nicht. "Darüber ärgere ich mich nicht, damit komme ich gut klar. Die Leute, die nicht viel vom Handball verstehen, schauen nun mal darauf, wer die meisten Tore wirft." SG-Trainer Ljubomir Vranjes weiß dagegen ganz genau, was er an Tobias Karlsson hat. Der Abwehrdirigent ist für ihn einer der wichtigsten Bausteine in seinem Defensiv-Konzept.