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SG findet erst nach der Pause die Geduld zum Siegen

(sh:z; Jan Wrege) Der Weg der SG Flensburg-Handewitt zum 26:20 (10:10)-Sieg in der Handball-Bundesliga gegen den TV Großwallstadt war steinig. Der Vorletzte trat in der Flens-Arena nicht wie ein Abstiegskandidat auf, der jede Hoffnung fahren lässt. Die SG musste "Handball arbeiten", so Holger Glandorf, um ihren dritten Rang zu festigen.

Der Flensburger Linkshänder konnte selbst nur kurz mitwirken, nachdem ihn ein Magen-Darm-Infekt erwischt hatte. "Keine optimale Vorbereitung", meinte Glandorf, "wenigstens reichte es für ein paar Minuten, um Steffen Weinhold zu entlasten."  Sieben Akteure waren in den vergangenen Wochen von Grippe und anderen Infekten betroffen, zählte Teamarzt Dr. Thorsten Ahnsel, dazu kommt der Ausfall von Michael Knudsen wegen Kniebeschwerden. "Wir konnten nicht kontinuierlich im Training arbeiten", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes, "das merkt man dann." Gestern drückte sich dies in einem Fehlwurf-Festival aus. Die Zahl der technischen Fehler hatte die SG im Vergleich zu den Spielen in Tschechow und in Melsungen zwar reduziert, doch im Abschluss stimmte es gar nicht.

Dass nur 26 von 51 Würfen ihr Ziel fanden, lag aber auch am glänzenden Großwallstädter Keeper Andreas Wolff. "Der war sehr gut", meinte Vranjes, "er hat ja schon in Mannheim ein Riesenspiel gemacht."

Die SG war durch den starken Auftritt der Großwallstädter bei den Löwen eigentlich gewarnt, dennoch konnten die Mainfranken erneut einem Favoriten schwer zusetzen. TVG-Coach Peter David hatte seine Leute mit der Aussicht auf eine Sensation gekitzelt:  Flensburg habe zuletzt ein tierisch schweres Programm gehabt, vielleicht wäre da was zu holen. "Irgendwie muss ich sie ja motivieren. Wir wollten mit langen Angriffen das Tempo rausnehmen. Das ist uns gut gelungen, bis wir durch Zeitstrafen den Faden verloren", sagte David. "Und wir ahnten, dass irgendwann das typische SG-Spiel kommt mit einer sensationellen Abwehr und Gegenstößen."

Wieder waren es Torhüter Mattias Andersson und Thomas Mogensen, die bei der SG die Initialzündung zum Zwischenspurt entfachten. Andersson steigerte sich nach mäßigem Beginn in die gewohnt überragende Form und wehrte allein nach der Pause 13 Würfe ab, darunter einen Siebenmeter. Mogensen packte die Brechstange aus und erzielte drei Tore zur 14:12-Führung. Danach lief es auch bei den anderen. "Wir haben erst zu wenig Geduld gehabt. Großwallstadt nimmt das Tempo raus und wir schließen nach zehn Sekunden ab", sagte Mogensen, "in der zweiten Halbzeit  waren wir geduldiger, haben mehr Druck auf die Abwehr  gemacht und sind  weggelaufen." Dazu trug eine Ansage von Vranjes in der Kabine  bei. "Es waren ein paar Worte dabei, die nicht hierher passen", verriet der Trainer in der Pressekonferenz.

Die Entscheidung fiel zügig. Von 14:12 ging es zum 22:13 (49.), danach ließ Vranjes Akteure aus der zweiten Reihe spielen. Olafur Gustafsson  konnte sich dabei nicht für einen neuen Vertrag empfehlen.  Der isländische Halblinke werde weitere Chancen bekommen, sagte Vranjes, ließ aber durchblicken, dass es für Gustafsson allmählich Zeit wird, sich zu zeigen. Konkret wird eine weitere Personalie: Malte Voigt kehrt  nach der Saison vorerst ins Junior-Team zurück. "Ich halte viel von ihm. Malte hat viel Talent, aber momentan ist das Niveau ein bisschen zu hoch", sagte Vranjes. Ein neuer Linksaußen soll heute vorgestellt werden, aller Voraussicht nach der 19 Jahre alte Schwede Hampus Wanne.