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Seit Monaten nicht zu schlagen

(Flensborg Avis; Ruwen Möller) Nach dem 26:26 der SG Flensburg-Handewitt bei der MT Melsungen wurde vielerorts von einem "Patzer" der Norddeutschen oder einem "Punktverlust" im Kampf um die Champions League-Qualifikation gesprochen. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Die Füchse Berlin haben in Kiel verloren und der HSV spielte Remis gegen Hannover. Damit hat die SG Rang drei sogar gefestigt und die Konkurrenz auf Abstand gehalten. Sicherlich, wer in der Tabelle nach oben schaut und von der Meisterschaft träumt, der muss das Remis als Punktverlust bewerten.

Zu diesen Menschen gehört SG-Trainer Ljubomir Vranjes allerdings nicht. Und der Schwede ist bekannt dafür, immer ganz genau hinzusehen und dabei stets den richtigen Blick für die Realität zu haben. Einerseits sei er zwar "enttäuscht" über das Unentschieden, auf der anderen Seite sagte Vranjes: "Unterm Strich haben wir einen Punkt gewonnen. Wir haben wieder nicht verloren, und das ist wichtig. Wir müssen stets realistisch bleiben und schauen nicht nach oben. Unser Ziel ist und bleibt die Champions League-Qualifikation."

Der Schwede sah sein Team beim 26:25 kurz vor Spielende im Vorteil und war mit dem letzten Pfiff der Unparteiischen nicht zufrieden. "Hier hätten wir einen Siebenmeter bekommen müssen", so Vranjes. Stattdessen bekam Melsungen den Ball und Malte Schröder traf zum 26:26-Endstand. "Am Ende müssen wir aber auch selbstkritisch sein. Wir haben zu viele Fehler gemacht und hätten die Partie bereits vorher entscheiden müssen. Hinzu kam, dass unsere Keeper nicht ihren besten Tag hatten. Wobei ich ihnen das auch mal zugestehe", so Vranjes.

Trotzdem: Wettbewerbs-übergreifend blieb Flensburg auch im 17. Pflichtspiel in Serie unbesiegt. In der Bundesliga war es die elfte Partie in Folge ohne Niederlage. Die letzte Pleite setzte es im November 2012. Und wenn es nach den Norddeutschen geht, dann sollen beide Erfolgsserien auch am Sonntag bestehen bleiben. Um 15 Uhr empfängt die SG den TV Großwallstadt. "Wir konzentrieren uns auf uns und wollen unseren Zuschauern zwei weitere Punkte schenken", so Vranjes. Alles andere als ein SG-Sieg wäre eine große Überraschung. Immerhin trifft die beste Heimmannchaft (18:0 Punkte in der Bundesliga und 9:1 in der Champions League) auf das schwächste Auswärtsteam im deutschen Oberhaus. Der TVG, Vorletzter in der Tabelle, hat noch nicht einen Punkt in der Fremde geholt. Der Ex-Klub von Mattias Andersson und Steffen Weinhold ist stark abstiegsgefährdet.

Neben dem Tagesgeschäft hat Vranjes derzeit auch verstärkt die langfristige Zukunft seines Teams im Auge. Der 39-Jährige bestätigte gegenüber Flensborg Avis, dass Hampus Wanne und Bogdan Radivojevic zwei Spieler sind, die ganz oben auf seiner Wunschliste stehen. Beide besitzen laut Vranjes "Spitzenqualität" und genau nach solchen Akteuren hält er stets Ausschau. "Wir sprechen und beobachten mehrere Spieler, auch diese beiden. Es ist aber noch nichts unterschrieben und es kann immer noch etwas dazwischenkommen", so Vranjes.

Wanne (19 Jahre), Linksaußen aus Önnereds in Schweden, ging dagegen schon einen Schritt weiter. Angesprochen auf einen möglichen Wechsel zur SG im kommenden Sommer sagte er gegenüber dem schwedischen Aftonbladet: "Eine Entscheidung steht kurz bevor und könnte jeden Tag fallen." Zu einem Transfer des serbischen Rechtsaußen Radivojevic (Partizan Belgrad) sagte Partizan-Sportdirektor Stojan Radanovic: "Es stimmt, Flensburg hat Interesse an ihm, aber es ist noch nichts entschieden." Nationalspieler Radivojevic wird morgen 20 Jahre alt.