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Vranjes’ Ideenreichtum fordert die SG-Spieler heraus

(sh:z; Jan Wrege) Die SG Flensburg-Handewitt macht das Beste aus dem „sanften Start in diese Saison“ (Geschäftsführer Dierk Schmäschke). 20 Treffer Differenz gegen TuSEM Essen, nun 15 beim 39:24 (19:11)-Sieg am Mittwoch gegen den HBW Balingen-Weilstetten – das bedeutet nach zwei Spieltagen  in der Handball-Bundesliga schon mal die beste Tordifferenz. Der erste echte Maßstab wird freilich erst in der kommenden Woche im Auswärtsspiel beim HSV Hamburg angelegt.

Es lief erstaunlich rund in den beiden Heimspielen, obwohl Trainer Ljubomir Vranjes eine Fülle von Neuerungen vorführen ließ: Verschiedene Abwehrvarianten, neue Spielzüge, viele personelle Wechsel. „Sie haben es wieder gut gemacht. Es gibt aber Sachen, die ich verbessern möchte – die Mannschaft weiß das schon“, bilanzierte der Schwede in bekannter Manier. Zufriedenheit ist auch in dieser Saison bis zum Schluss verboten. Deshalb fordert Vranjes seine Akteure nicht nur physisch, sondern insbesondere, was Konzentration und Spielintelligenz angeht. „Ich möchte immer neue Sachen ausprobieren, um die Spieler fokussiert zu halten“, erläuterte der SG-Trainer. In der vergangenen Saison habe er die Mannschaft anfangs noch verwirrt, inzwischen  hätten sich aber alle an seinen Arbeitsstil gewöhnt.

Der kommt bei der Belegschaft an. „Ljubo hat so viele Ideen. Das ist eine große Herausforderung für uns, aber auch für unseren Gegner. Der weiß nie, was kommt“, sagte Rechtsaußen Lasse Svan Hansen, der als fünffacher Torschütze vom variantenreichen Spiel profitierte. So stellte der doppelt besetzte SG-Kreis die Balinger Deckung vor unlösbare Probleme, ebenso die Deckungsversionen 5:1 und 4:2. „Wir stehen super in der Abwehr. Die Mauer, die wir da bauen, ist schon sehr stark. Wir kriegen unglaublich viele Gegenstöße. Wenn wir so weitermachen, schlägt uns keiner“, prophezeite Svan Hansen.

Auch Rückraumspieler Lars Kaufmann registrierte einen „guten Schritt in die richtige Richtung. Wir haben Balingen überrannt, etwas für das Torverhältnis und für das Selbstbewusstsein getan.“ Letzteres wird auch durch die Erkenntnis gefördert, dass die SG bei ihren Einkäufen richtig lag. Zwar fehlte Maik Machulla wegen Fußbeschwerden. Dafür hatte Steffen Weinhold einen starken Auftritt in der ersten Halbzeit. Auch Arnor Atlason fügte sich bei seinem Debüt gut ein. Der Isländer, der in der Nacht zuvor Vater einer Tochter geworden war, zeigte trotz Schlafdefizit eine solide Leistung. „Sehr routiniert, keine Fehler. Ich bin sehr froh, dass wir ihn so kurzfristig bekommen konnten“, sagte Vranjes. Neben dem bestens gelaunten SG-Trainer bot die Stimmung des Kollegen neben ihm einen Kontrast, wie er schärfer nicht sein konnte. Rolf Brack sezierte das Spiel bis in Detail und fand nichts Erfreuliches.

„Es war peinlich, was wir heute versucht haben“, stellte er als Resümee über die Vorstellung seiner Mannschaft. Im Abschluss entdeckte er „absolute Versagerproblematik“, in der Abwehr „Chaos bei jedem Übergang, den die SG gespielt hat“. Allein Rechtsaußen Florian Billek und  Kai Häfner im rechten Rückraum bescheinigte Brack Bundesliga-Niveau, den Rest geißelte er für „Angsthasen-Handball“. Eine Entschuldigung gab es für den HBW-Trainer nicht: Die Gäste konnten entgegen erster Befürchtungen kommod im Flieger anreisen, statt wegen des Lufthansa-Streiks 14 Stunden im Bus zu sitzen. Dennoch schienen sie das Spiel nach einer Viertelstunde abgehakt zu haben und gerade noch das Minimalziel zu verwalten: Weniger als 40 Tore kriegen, mehr als 20 schießen.