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Beherzt den Job erledigt

(sh:z; Jan Wrege) Abgebrüht, diszipliniert und zum Schluss wieder ganz stark im Jubeln - die SG Flensburg-Handewitt setzte ihren Siegeszug im Auswärtsspiel der Handball-Bundesliga beim TuS N-Lübbecke fort. Mit dem 33:24 (17:12) feierte der Vizemeister am Dienstag den neunten Pflichtspielerfolg binnen 28 Tagen. Es bleibt ein Phänomen, wie die Mannschaft von Trainer Ljubomir Vranjes die Flut von Ausfällen wegsteckt. "Danach haben wir die Spieler ausgesucht. Es gibt vielleicht bessere Handballer, aber wir holen nur Spieler, die menschlich zu uns passen", erklärte der Schwede die  erstaunliche Serie unter widrigen Bedingungen.

Wenn vier Rückraumkräfte und der Abwehrchef fehlen, ein sechster Spieler mehr humpelt als läuft, ein siebter mit frischem Nasenbeinbruch antreten muss, ein achter mit den Folgen einer schweren Infektion kämpft, dann würde so manches Team die Punkte auswärts im Geiste wohl schon abschenken. Oder wenigstens ein bisschen klagen - dafür gibt's ja das prominente Beispiel THW Kiel, gegen den sich Schiedsrichter, Sportjournalisten und harte Abwehrspieler verschworen haben sollen, wie aus der Landeshauptstadt zu hören ist.

Bei der SG quittiert man Pech längst mit Galgenhumor und einem Lächeln, die Spieler erledigen einfach ihren Job und schonen die Nerven ihres Trainers. "Ich war gar nicht nervös", sagte Ljubomir Vranjes, angesprochen auf die Phase, in der in Lübbecke ein Sieben-Tore-Vorsprung zehn Minuten vor Schluss zusammenschmolz. "Ein Spiel hat Höhen und Tiefen. Ich weiß, dass schwache Phasen bei uns nicht lange dauern." Wie innig sich Trainer und Team verstehen, war einmal mehr in einer Auszeit zu beobachten. "Mehr Bewegung" ordnete Vranjes an, als das Angriffsspiel kurz stockte - und prompt lief es wieder. "Man muss nicht mehr sagen, wenn sonst alles auf dem Weg ist und die Mannschaft ein Konzept 60 Minuten lang verfolgt", meinte Vranjes.

Natürlich ist festzustellen, dass die Gastgeber der SG entgegenkamen. Mit einer seltsam unentschlossenen Einstellung oder mit der rätselhaften Manndeckung gegen den sichtlich ausgelaugten Holger Glandorf. "Das habe ich nicht verstanden, das müssen sie selbst analysieren", meinte Vranjes. Damit war der Weg frei für das clevere Spiel von Thomas Mogensen und Steffen Weinhold, der in den letzten Wochen einen starken Aufwärtstrend verzeichnet. "Er hat wirklich große Schritte gemacht", lobte Vranjes den Linkshänder, der mit gebrochener Nase "100 Prozent an den Anschlag gegangen ist."

Weitere Verletzungen stellten sich zum Glück nicht ein, sehr zur Erleichterung von Vranjes, dem der Sprung in eine neue Rolle erspart blieb. Seitdem sich Arnor Atlason  in Hamburg verletzt hat, liegt für den 39 Jahre alten Schweden ein SG-Trikot bereit: Vranjes, Nr. 40. "Ich hoffe, es wird nie passieren, dass ich spielen muss. Das wäre die letzte Instanz. Aber ich bin bereit, alles zu tun und auch in dieser Art zu helfen, wenn es nötig ist", sagte der Coach.

Vor der Partie in Lübbecke bescherte die Pokalauslosung der SG ein Viertelfinale gegen die Rhein-Neckar Löwen - und wieder Terminprobleme. Geplanter Pokalspieltag ist der 6. Februar, doch tags darauf steht das unverschiebbare CL-Spiel gegen Partizan Belgrad an. "Wir spielen um 15 Uhr gegen die Löwen und um 18 Uhr gegen Belgrad - das ist ein Aufwasch", scherzte Dierk Schmäschke. Tatsächlich prüft der Geschäftsführer, ob die  eigentlich besetzte Flens-Arena eventuell doch am 4. Februar zu haben ist, ansonsten wird der Viertelfinal-Schlager, für den heute der Vorverkauf beginnt, am 5. Ausgetragen.