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Eine neue Titelzahl für den Mannschaftsbus?

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Viktor Szilagyi brachte es wenige Minuten nach Spielschluss auf den Punkt. „Wir werden Zweiter in der Handball-Bundesliga, und wir standen im Pokalfinale. Aber noch haben wir nichts in den Händen“, meinte der Österreicher. „Deshalb wäre es fantastisch, unseren Anhängern am Freitag einen Pokal präsentieren zu können.“ Die Chancen dafür stehen mehr als gut nach dem 34:33 (15:16) im Finalhinspiel des Europacups der Pokalsieger beim VfLGummersbach. „Wir müssen zu Hause nur gewinnen“, sagte Szilagyi.

Für den 33-Jährigen, der die SG nach nur zwei Jahren im Sommer wieder verlässt und der bereits im Besitz eines kompletten Europapokal-Medaillensatzes ist, wäre ein weiterer internationaler Titel mit der SG dennoch etwas Besonderes. „Es ist immer schön, sich mit einem Titel zu verabschieden. Und für die SG wäre es toll, weil sie ihren Mannschaftsbus endlich wieder einmal mit einer neuen Titelzahl schmücken kann.“ Seit 2005, als die Flensburger zum dritten Mal in Folge den DHB-Pokal gewannen, warten sie auf einen Titel. 2007 im Finale der Champions League scheiterten sie in einem noch heute mit Manipulationsvorwürfen behafteten Finale am THW Kiel. Und im Jahre 2010 war für die SG im EHF-Pokal gegen die Kadetten Schaffhausen im Halbfinale Endstation. Ein internationaler Titel – zuletzt war die SG auf europäischer Tribüne im Jahre 2001 erfolgreich – wäre so wichtig für den Verein und sein Umfeld.

Doch im Finale gegen den VfLGummersbach ist noch nichts entschieden. Nach der ersten Halbzeit steht es lediglich 1:0. So klein ist der Vorsprung der Flensburger nach den ersten 60 Minuten. Auch der VfL darf weiter vom Titel träumen. „Besonders, wenn man daran denkt, wie stark sich die Gummersbacher in der Bundesliga-Rückrunde auswärts präsentieren“, so Szilagyi. Ljubomir Vranjes war dennoch „sehr zufrieden“ mit seiner Mannschaft – vor allem mit der kämpferischen Einstellung und dem Siegeswillen. „Ein Tor unten oder ein Tor oben, das war mein Wunschergebnis“, gestand der Schwede. „Jetzt liegen wir mit einem Tor vorne, und der VfL wird es in der Campushalle schwer haben“, versprach der 38-Jährige. „Da werden wir viel Druck machen.“

In der rappelvollen Eugen-Haas-Halle hatten die VfL-Fans 60 Minuten lang Druck gemacht. Die 100 mitgereisten SG-Fans waren in dem Hexenkessel nur in den ersten 18 Minuten zu vernehmen, als die SG mit einem tollen Lauf auf 13:7 davon gezogen war. „Wir sind super angefangen“, meinte Spielmacher Thomas Mogensen. Aber nach einer Auszeit hatten sich die Flensburger doch kurzzeitig von der hitzigen Atmosphäre anstecken lassen und ihre klare Führung durch überhastete Würfe und Unterzahl bis zur 27. Minute (15:15) wieder verspielt.

Doch aus der Bahn geworfen hatte das die Flensburger nicht. Auch nicht ein 15:17-Rückstand (29.) oder das 29:31 in der 54. Minute. Mit ungeheurem Siegeswillen und ebensolcher Leidenschaft kam der Bundesliga-Tabellenzweite wieder zurück, obwohl die Wurfausbeute diesmal längst nicht so effektiv war wie in den vergangenen Wochen. Und Ljubomir Vranjes hatte auch wieder ein glückliches Händchen. Obwohl Petar Djordjic in der ersten Hälfte „zu statisch gespielt“ hatte und „nicht auf den Punkt konzentriert“ gewesen war, schickte der SG-Trainer den 21-jährigen Shooter nach 52 Minuten wieder aufs Feld, als die Partie zugunsten des VfL zu kippen drohte. Djordjic erzielte in seinem ersten Europapokalfinale seiner Laufbahn drei eminent wichtige Treffer und hatte damit nicht unerheblichen Anteil am wichtigen Hinspielerfolg. Sein Trainer registrierte das mit Genugtuung: „Petar ist für uns sehr wichtig. Er hat in seiner ersten Saison mit viel Verantwortung fast alles optimal gemacht“, lobte Vranjes seinen Youngster.

60 Minuten sind gespielt im letzten Finale des Europapokals der Pokalsieger. In der neuen Saison werden der EHF-Pokal und der Cupsieger-Wettbewerb zur neuen Europa-League zusammengefasst – Vorbild ist dafür natürlich wieder einmal der Fußball. Noch steht die Trophäe in Gummersbach. Denn der VfL hat den Cup in den beiden vergangenen Jahren gewonnen. Am Freitag soll er nach Flensburg wechseln und dort einen Ehrenplatz in der Vereinsvitrine erhalten. „Aber noch haben wir ihn nicht“, warnte Kreisläufer Jacob Heinl. „Wir müssen zu Hause noch einmal so kämpfen wie in Gummersbach. Dann können und werden wir es schaffen.“  Mannschaft und Fans werden am Freitag alles dafür tun, um Viktor Stzilagyi den Abschied von der Flensburger Förde zu versüßen.