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Donnerwetter vom "Kaiser" persönlich

(Flensborg Avis; Volker Metzger) Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt haben sich nach einer zwar erfolgreichen, aber insgesamt doch recht schwachen Heimvorstellung dank eines schmeichelhaften 28:22-Viertelfinal-Sieges gegen den Aussenseiter TV Neuenhausen für die Pokal-Endrunde Anfang Mai in Hamburg qualifiziert.

Für die doch recht enttäuschte Fangemeinde, immerhin erlebten rund 2200 zahlende Zuschauer den sehr mageren Auftritt der Nordlichter live und hautnah mit, ergriff SG-Geschäftsführer Holger Kaiser Partei: "Ich bin zufrieden mit dem Einzug ins Final-Four. Aber was die Mannschaft geboten hat, war eine Katastrophe. Sie ist  selbstverliebt und pomadig aufgetreten. Man hat nicht gesehen, dass wir viele Nationalspieler, ja sogar Europameister im Team haben. Sie haben in vollem Umfang versagt", hagelte es ungewohnt scharfe Kritik von Kaiser, der ergänzte: "Die Zeit nach der EM ist nicht unsere. Jetzt muss endlich ein Ruck durch jeden einzelnen Spieler gehen. Es reicht nämlich nicht, das SG-Enblem nur auf der Brust zu tragen, sondern man muss es im Herzen tragen."

In dieselbe Kerbe schlug auch Trainer Ljubomir Vranjes: "Ja, wir haben das Ziel erreicht. Ich kann aber nicht verstehen, warum wir teilweise nur Schei... gespielt haben. Wir haben viel zu viele Fehler gemacht, keinen Druck ausgeübt, ich habe sogar Angst gesehen. Das muss man sich einmal vorstellen. Und dabei haben wir zwölf Nationalspieler im Team. Ich werde mit der Mannschaft darüber sprechen, das ist sicher."

Unbeabsichtigt hatte kurz zuvor Neuhausen-Coach Markus Gaugisch eine Steilvorlage für die Wutrede von Vranjes gegeben. "Wir", so Gaugisch, "haben uns über die Unterstützung unserer weitgereisten Fans richtig gefreut und es ihnen mit einer guten Leistung gedankt. Man hat meinen Spielern deutlich angesehen, dass Glaube Berge versetzen kann. Wir haben uns super verkauft." In der Tat hatte der aufstiegsambitionierte Tabellenzweite aus dem Bundesliga-Unterhaus jede Nachlässigkeit des Topfavoriten - und davon gab es reichlich - genüsslich auszunutzen gewusst. Krönender Höhepunkt des ohnehnin sehr anständigen Auftritts des Außenseiters war ein Kempatrick in der 13. Minute, den Andreas Schröder zur 8:5-Führung abschloss.

Nur in einer rund zehnminütigen Phase, als die SG ihren Auftrag - nämlich das Ticket für Hamburg zu lösen - recht ernst nahm, wurde ein Klassenunterschied deutlich. Aber als Mogensen, Glandorf und Co. aus einem peinlichen 5:8-Rückstand (13.) eine 13:8-Führung (24.) gezaubert hatten, fielen die Gastgeber in ihre Lethargie zurück und servierten fortan nur noch Schmalkost. "Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten wir dieses Spiel in Neuhausen austragen müssen", richtete Kaiser ein verspätetes Dankeschön an die Losfee.