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Finale ist Minimalziel der Flensburger

(sh:z; Jan Wrege) Die Ausgangspositionen der Teilnehmer am Final Four um den deutschen Handballpokal könnten unterschiedlicher nicht sein: Der HSV Hamburg als Heimmannschaft, die nach einer verpatzten Saison auf ein Trostpflaster hofft. Der TuS N-Lübbecke als fröhlicher Außenseiter, der mit einem  gar nicht so utopischen Coup liebäugelt. Der THW Kiel als Übermannschaft, vor der viele den achten Pokalsieg  einfach im Vorübergehen erwarten. Mittendrin die SG Flensburg-Handewitt, der nach einer phänomenalen Entwicklung alles zuzutrauen ist. Das ist ein Mix, der ein höchst interessantes deutsches "Handball-Wembley" 2012 verspricht.

Die 20. Auflage des Final Four wird heute (15 Uhr) in der O2-World mit der Partie HSV - THW eröffnet, um 18 Uhr steigt das zweite Semifinale zwischen der SG und Lübbecke. Am Sonntag um 16 Uhr beginnt das Endspiel - mit der Neuauflage des Vorjahresfinales  Kiel - Flensburg (30:24)? Der Saisonverlauf spricht dafür, doch solch vermeintliche Gewissheiten  weisen die Protagonisten mit den bekannten Binsenweisheiten von sich. "Wenn man sagt, Lübbecke hat keine Chance gegen uns, kann man ebenso gut sagen, dass die Kieler sowieso gewinnen - dann braucht keiner nach Hamburg fahren", meint SG-Trainer Ljubomir Vranjes.

Der Schwede verspricht volle Konzentration auf das Halbfinale und verbietet jeden Gedanken an das  Endspiel. Nur seinen Videowart Karl-August Engelsen hat Vranjes beauftragt, bewegte Bilder von allen drei anderen Turnierteilnehmern vorzubereiten. Obwohl die SG zuletzt fünf Spiele in Folge gegen den TuS N-Lübbecke gewonnen hat, stellt sie sich auf ein hartes Duell ein. "Ich tippe nie. Alle, die in Hamburg sind, haben es verdient. Da gibt es keine leichten Spiele", sagt SG-Torhüter Mattias Andersson. Auf keinem Fall will sich der der Bundesligazweite die schöne Saison heute durch eine Nachlässigkeit verderben. "An Kiel denken wir nicht. Wir wissen, dass die Nettelstedter um ihre Chance kämpfen werden, etwas ganz Besonderes zu erreichen. Für uns wäre es schon eine große Enttäuschung, wenn wir nicht ins Finale kommen", sagt SG-Linksaußen Anders Eggert.

Vranjes hat den TuS N-Lübbecke  wie immer akribisch analysiert. "Wir müssen Vollgas geben, um das Halbfinale zu überleben. Das ist ein Gegner mit sehr guten individuellen Fähigkeiten und viel Routine", sagt der Schwede mit Blick auf den starken Rückraum mit Daniel Svensson, Drago Vuckovic (beide Mitte), Arne Niemeyer (links) und Malte Schröder (rechts). Die offensive Deckung der Ostwestfalen  wird dem SG-Angriff ein beherztes und kraftraubendes Spiel abverlangen. Bis auf die Langzeitverletzten Holger Glandorf, der als Co-Trainer fungieren wird, und Lars Bastian hat die  SG alle Mann an Deck. TuS-Trainer Markus Baur erklärt erwartungsgemäß Flensburg zum Favoriten, aber: "Wir wollen diese Herausforderung annehmen.  Irgendwann ist gegen jeden Gegner etwas drin."

Deutlicher scheinen die Rollen im anderen Halbfinale verteilt, doch THW-Coach Alfred Gislason gibt sich zurückhaltend: "Für die Hamburger ist es das erste Spiel, in dem sie überhaupt keinen Druck haben. Sie können eine verkorkste Saison wieder in Ordnung bringen." Beim Außenseiter versucht man, sich Mut zum machen. "Sterbende Löwen sind die gefährlichsten. Wir können wieder auferstehen, das traue ich der Mannschaft zu", sagt HSV-Spielmacher Michael Kraus. "Unschlagbar sind die Kieler nicht, sie machen auch Fehler. Die Chancen stehen 50:50."