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TuS N-Lübbecke

Vor gut einem Jahr startete der TuS N-Lübbecke eine neue Kampagne. Die Rede ist vom „Handballdorf“ im Nordosten Westfalens, das Gründungsmitglied der Handball-Bundesliga und bekannt für die leidenschaftliche Unterstützung seiner Fans ist. Das stärkste „Dorf“ – so das Image-Konzept – trotzt den aus allen Himmelsrichtungen einfallenden Gegnern. Nun gut: Es gibt natürlich noch andere ruhmreiche, kleinere Orte, die sich in den höchsten Gefilden der Ballwerfer-Szene bewegen.

Aber schon bei der Nennung von „Nettelstedt" – für dieses 1973 nach Lübbecke eingemeindete Dorf steht das N im Vereinsnamen – schwingt die Tradition mit. Zwangsläufig denkt man an den inzwischen 70-jährigen Herbert Lübking. Mit dem früheren Nationalspieler glückte dem TuS das Kunststück, von der Kreis- bis in die Bundesliga zu marschieren. 1981 gewann der Klub sensationell den DHB-Pokal und den Europacup der Pokalsieger. 1997 und 1998 wanderte der City-Cup in die Vereinsvitrine.

Allerdings wechselten sich seit den 80er Jahren die glanzvollen Momente mit eher beunruhigenden Episoden ab. Vor einer Dekade war der Verein hochverschuldet. Er stellte sich neu auf und benannte sich um. Das Fahrstuhl-Image ließ sich dennoch lange nicht abschütteln. 2009 erfolgte der jüngste Aufstieg. Nun sieht es ganz so aus, als ob sich die Westdeutschen im Handball-Oberhaus etablieren könnten. „Die Mannschaft ist gut aufgestellt", sagte Armin Gauselmann, Sprecher des Wirtschaftsbeirats, im August. Die Fans hofften derweil auf einen „Klassenerhalt ohne Stress".

Dieser Wunsch ist im Prinzip in Erfüllung gegangen. Die TuS-Truppe ist so schlagkräftig wie lange nicht mehr, obwohl Trainer Markus Baur zum Auftakt der Vorbereitung nur drei neue Gesichter begrüßen konnte. Darunter nur ein großer Name: Drago Vukovic. Das spielstarke kroatische Rückraum-Ass konnte der TuS vor dem offiziellen Vertragsende beim VfL Gummersbach loseisen. Starke Vorstellungen zeigten aber auch das Torhüter-Talent Dario Quenstedt und der Däne Daniel Svensson, der zwar nach einem abrupt beendeten Spanien-Intermezzo schon vor gut einem Jahr zu den Westfalen gestoßen war, aber erst zur aktuellen Serie richtig integriert werden konnte. „Wir haben ein variables, stabiles und kompaktes Team", blies Markus Baur zum Angriff.

Den Worten folgten vor allem im Spätherbst auch Taten, als Titel-Kandidaten wie die Rhein-Neckar Löwen und der HSV Hamburg am Wiehengebirge ihr blaues Wunder erlebten. Dann aber unerklärlich und inmitten in die Euphorie, die die Qualifikation für das Lufthansa Final Four auslöste, der Einbruch: 3:17 Punkte in Serie. Lübbecke näherte sich den unteren Tabellenregionen, ohne allerdings in richtigen Abstiegs-Stress zu geraten. Dennoch wurde „Hamburg" beim TuS zum Unwort erklärt, die Ressourcen gebündelt und wieder Siege eingefahren. Allerdings ohne Linkshänder Kristian Svensson, der sich die Mittelhand brach. Als Ersatz für den Schweden verpflichtete der TuS einen namhaften Landsmann: Johan Petersson. Der Welt- und Europameister spielte zwischen 1996 und 2005 für Minden, Nordhorn und Kiel. Nun möchte der 39-jährige Skandinavier mit dem stärksten „Handballdorf" für Furore beim Lufthansa Final Four sorgen.