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Luxussituation für den SG-Trainer

(sh:z; Jan Wrege) Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten hat die SG Flensburg-Handewitt in der Lübecker Hansehalle erwartet souverän den Kurs Richtung Final Four eingeschlagen. Nach dem 35:22 (16:8)-Sieg beim Zweitligisten VfL Bad Schwartau im Achtelfinale des DHB-Pokals fehlt nur noch ein Schritt zum großen Handball-Fest in der O2-World am 5./6. Mai 2012. Die Wünsche an Jan Holpert, der am Sonnabend in der Pause des Bundesliga-Schlagers gegen die Rhein-Neckar Löwen (15 Uhr, Campushalle) das Viertelfinale auslosen wird, streben dabei durchaus auseinander. Während sich SG-Kapitän Tobias Karlsson zu einem "THW Kiel zu Hause" verstieg, geht Linksaußen Anders Eggert auf Nummer Sicher: "Dieser Drittligist, wenn er noch dabei ist." Er ist und heißt EHV Aue.
Dann würde wohl erneut ein ungleiches Duell bevorstehen. Der VfL Bad Schwartau stand am Mittwoch vor 2200 Zuschauern von Beginn an auf verlorenem Posten. Die Kreisläufer Kevin Jahn und Martin Zeschke verletzt, Ex-Nationalspieler Adrian Wagner durch eine Grippe am Einsatz gehindert, Torjäger Toni Podpolinski durch Kniebeschwerden stark gehandicapt - und das gegen einen Bundesliga-Vierten in Bestbesetzung. Dennoch stemmte sich der 18. der 2. Liga mit dem Mut der Verzweiflung gegen das Unvermeidliche. Anfangs sogar erfolgreich.
Mit einer engagierten Abwehr setzten die Gastgeber die Flensburger, die etwas übermütig eine schnelle Entscheidung suchten, unter Druck. "Das war nicht so gemeint", entschuldigte Eggert die Startphase der SG, lobte aber die Gastgeber: "Die haben ja bisher keine Supersaison gespielt. Dies war ihr absolutes Highlight und dafür haben sie alles gegeben." Bei der SG war nur Torhüter Mattias Andersson von Beginn an Betriebstemperatur und vereitelte humorlos Chance um Chance der Schwartauer.
20 Minuten lang, bis zum 7:7, sah sich SG-Trainer Ljubomir Vranjes das Treiben an, bevor er seine Spieler in einer Auszeit zur Ordnung rief und anschließend Viktor Szilagyi in die Rückraummitte beorderte. Unter Federführung des Österreichers machte die SG dann ernst und klärte mit einem 9:1-Lauf bis zur Pause die Kräfteverhältnisse, an denen sich bis zum Schluss nichts mehr änderte. "Sehr gute Abwehr, sehr guter Torwart und Lasse Svan Hansen war stark - alles andere kann man verbessern", bilanzierte Vranjes später.
Er kritisierte vor allem das unkonzentrierte und ungenaue Angriffsspiel mit vielen technischen Fehlern. "Das können wir uns gegen die Rhein-Neckar Löwen nicht erlauben." Umso wohler fühlt er sich in der für einen SG-Trainer völlig ungewohnten Luxus-Situation, Mitte Dezember aus dem Vollen schöpfen zu können. "Alle Spieler sind wieder dabei - das ist nicht doof. Ich habe heute allen viel Spielzeit gegeben. Sie müssen in die heiße Luft."
Neben Petar Djordjic, Tamás Mocsai und Lars Bastian bekam auch Torhüter Sören Rasmussen erstmals nach seiner schweren Gehirnerschütterung wieder eine Viertelstunde. "Ich hoffe, dass er das gut überstanden hat. Ich möchte, dass sich Sören in den letzten drei Spielen des Jahres zeigt, am besten noch einmal über volle 60 Minuten", meinte Vranjes vor dem Hintergrund, dass selbst ein Topmann wie Andersson gegen Schwankungen nicht gefeit ist. Immer besser kommt Szilagyi in Fahrt, wenngleich er sich "noch nicht bei 100 Prozent" sieht. "Mir fehlt noch Kraft im Arm und das Selbstvertrauen, ganz hart aufs Tor zu gehen. Richtig gut wird es erst, wenn das Tape weg ist", sagte der Spielmacher, der nach der Ellenbogenverletzung zu Saisonbeginn immer noch auf eine Bandage angewiesen ist.
Szilagyi, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, soll auch künftig eine wichtige Rolle bei der SG spielen. Manager Holger Kaiser bestätigte, dass mit dem Österreicher ebenso eine Verlängerung angestrebt wird wie mit Thomas Mogensen. "Das wird alles im Januar geklärt", sagte Kaiser. Darüber hinaus befindet sich die SG im Gespräch mit einem "jungen Allrounder" sowie mit Kandidaten für die Linkshänder-Alternative hinter Holger Glandorf. Damit deutet sich an, dass die Zeichen für Tamas Mocsai trotz seiner großen Verdienste in der Schlussphase der vergangenen Saison eher auf Abschied stehen.