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Knudsen war die schärfste Waffe

(sh:z; Jan Wrege) Spiel gewonnen, die Stimme fast verloren. Ljubomir Vranjes hatte an der Seitenlinie alles gegeben und gegen den Lärm von 6012 Zuschauern in der Magdeburger Getec-Arena angeschrien. "Ich musste viel helfen", erklärte der Trainer der SG Flensburg-Handewitt ebenso heiser wie heiter. Wieder waren es "Big points", die seine Mannschaft mit dem 31:28 (17:17) über den SCM eingefahren hatte. "Jeder Einzelne hat heute ein kleines Stück beigetragen", lobte Vranjes die Teamleistung.
Gleichwohl stachen einige Akteure heraus. Allen voran Kreisläufer Michael Knudsen mit elf Treffern, davon allein vier in den letzten viereinhalb Minuten, die dem SC Magdeburg nach einem packenden Verlauf mit wechselnden Führung den K.o. versetzten. "Das war überragend - Weltklasse. So kennen wir ihn von früher", sagte Vranjes, betonte aber gleichzeitig: "Es war nicht Knudsen allein. Auch Thomas Mogensen hat eine Weltklasse-Leistung gezeigt." Und nicht minder begeistert zeigte sich der Schwede von  Tobias Karlsson. "Abwehrspieler werden ja fast nie gelobt. Aber Karlsson muss ich heute hervorheben. Wie er das heute gesteuert hat, war fantastisch", sagte Vranjes.
Tempo, hohe Kampfbereitschaft und ruppige Abwehraktionen auf beiden Seiten prägten von Beginn an die Partie. Die SG erwartete hochkonzentriert den Ansturm der Gastgeber, den es laut Plan von Vranjes in den ersten 20 Minuten auszuhalten galt, um dann nach und nach das Heft an sich zu reißen. Dieses Vorhaben setzte die SG um, führte sogar über weite Strecken mit zwei Toren, schaffte sogar das 15:12 (25.).
Weiter absetzen konnten sich die Flensburger jedoch nicht, weil das Torwartspiel - diesmal stand Mattias Andersson - zunächst nicht so dominant war wie zuletzt. Auch in der zweiten Welle lief nicht alles rund bei der SG. "Da haben wir Fehler gemacht, die hart bestraft wurden", meinte Vranjes. So kamen die Gastgeber, die sich nach dem Wechsel von Gerrit Eijlers auf Björgvin Gustavsson (15.) auf einen starken Keeper stützten, kurz vor der Pause zum Ausgleich.
Wie beim Pokalspiel in Wetzlar musste Vranjes nach 17 Minuten einen Kreisläufer auf Linksaußen positionieren, weil Anders Eggert erneut eine Oberschenkelzerrung plagte. Magdeburg verschob die Deckung daraufhin etwas nach rechts und machte es dem SG-Angriff noch schwerer. Im zweiten Durchgang kehrte Eggert zurück - "obwohl er kaum laufen konnte. Das ist Charakter", würdigte Vranjes den Einsatz des Dänen. "Ich konnte ja nicht mal springen. Schön, dass sie mich trotzdem gedeckt haben", meinte Eggert schmunzelnd, und Mogensen war heilfroh darüber. "Dadurch waren wir wieder breiter im Angriff. Wenn wir geduldig waren, musste Magdeburg auf neun, zehn Meter rauskommen und dann hatten wir Platz für Knudsen", sagte der Spielmacher.
Zudem hatte Vranjes gut daran getan, an Andersson im Tor festzuhalten. Der Schwede kam im zweiten Durchgang auf eine 50-Prozent-Quote. Nach 40 Minuten reichte es zu einer 24:21-Führung, doch Zeitstrafen brachten die Flensburger immer wieder aus dem Rhythmus. Um die 50. Minute drohte das Spiel zu kippen, als Kaufmann bei einem freien Konter an Gustavsson scheiterte, Andersson ein beinahe gehaltener Ball von van Olphen noch ins Tor kullerte und ausgerechnet Knudsen auf der Strafbank landete.´27:26 für Magdeburg - die Halle kochte. "Es macht die Klasse der Flensburger aus, dass sie da die Nerven behalten haben", stellte SCM-Trainer Frank Carstens fest. Vranjes meinte: "In Unterzahl haben wir sehr gut gespielt, da ist Magdeburg nicht weggelaufen."
Gegen Ende suchten Mogensen und Glandorf nur noch Knudsen - eindeutig die beste Wahl an diesem Tag. "Ich bin unglaublich zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben große Punkte geholt. Kaufmann, Mogensen und Glandorf haben gut Druck gemacht, so war oft Platz am Kreis", sagte der Kreisläufer nach seiner großen Show. Geteilte Meinungen gab es zum Auftritt von Kaufmann. Vielen Beobachtern wirkte der prominente SG-Einkauf zu passiv. "Er spielt gut an, er macht Druck, er bindet Abwehrspieler, die rauskommen müssen. Das sehen viele nur nicht", nahm Vranjes den Rückraumspieler vehement in Schutz.