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Sein Abgang wird schmerzen

(Flensborg Avis; Ruwen Möller) Gestern Mittag konnte Viktor Szilágyi ganz entspannt die Füße hochlegen und sich mit anschauen, wie der THW Kiel der SG Flensburg-Handewitt auf dem Weg zur Champions Legaue-Qualifikation Schützenhilfe leistete. Mit 38:34 gewann der deutsche Meister aus Kiel beim HSV. Da Szilágyi und Co. am Vortag ganze Arbeit geleistet und den Bergischen HC mit 37:20 (20:9) nach Hause geschickt hatten, ist der SG die Königsklasse drei Spieltage vor Saisonende nur noch theoretisch zu nehmen.

Ab der 22. Spielminute trug auch Spielmacher Szilágyi seinen Teil zum SG-Sieg bei und lenkte das Spiel der Hausherren. Bei seiner Einwechslung stand es bereits 14:5 für die Gastgeber und Szilágyi sagte bescheiden: "Da war die Entscheidung bereits gefallen. Es ging lediglich noch darum das Ergebnis zu verwalten". Dies tat die SG mit Bravour und auch Szilágyi ließ hin und wieder seine geniales Handballspiel aufblitzen.

Darüber kann sich in Zukunft der BHC freuen, denn dorthin wechselt der Österreicher im Sommer. "Im Spiel habe ich versucht alles zu verdrängen, schließlich trage ich noch das Trikot der SG", so der 33-Jährige. Sein Traum ist es, sich mit "einem Titel zu verabschieden". Szilágyi möchte unbedingt das Europacupfinale gegen den VfL Gummersbach gewinnen.

Die Begegnungen gegen den VfL werden vorerst seine beiden letzten Spiele auf internationaler Bühne sein, denn mit dem BHC wird er sich möglicherweise in der 2. Liga wiederfinden. Nach der deutlichen Niederlage in Flensburg sind die Bergischen Löwen auf den vorletzten Tabellenplatz abgerutscht.

Gleichzeitig hat die direkte Konkurrenz aus Hüttenberg (31:29 gegen Balingen) und Wetzlar (25:25 in Lübbecke) gepunktet, so dass der Abstand zum rettenden Ufer vier Punkte beträgt. "Ich beobachte die Situation beim BHC natürlich, aber ich kann sie ohnehin nicht beeinflussen", so Szilágyi, der sich ganz bewusst für einen Vertrag entschieden hat, der auch in der 2. Bundesliga gilt. "Auf dem Papier mag das für manche ein Rückschritt sein. Für mich jedoch nicht. Ich sehe es als eine neue Herausforderung und Aufgabe", sagt er.

Gerne wäre der Familienvater im hohen Norden geblieben und auch die SG habe ihm signalisiert, dass sie ihn halten möchte. Allein "andere Zwänge" (O-Ton Sziágyi) haben es verhindert, dass eine Vertragsverlängerung zustande kam. "Ich werde hier nicht vom Hof gejagt und das ist schön", sagt der Kapitän der österreichischen Nationalmannschaft und unterstreicht, dass er die SG keineswegs "sauer" verlässt. Ganz im Gegenteil: "Es sind die normalen Mechanismen in unserem Geschäft. Ich hätte mir gut vorstellen können, hier zu bleiben und die SG war immer mein erster Ansprechpartner. Am Ende geht es aber immer um den Verein, und da es nun mal nicht möglich ist hier weiterzumachen, akzeptiere ich das".

Bemerkenswerte Worte von einem Spieler, der auf Grund von Zwängen - die zweifelsohne finanzieller Natur geschuldet sind - ein Spitzenteam gegen einen Abstiegskandidaten eintauschen muss. Mit der Verpflichtung von Szilágyi hatte die SG vor zwei Jahren einen Coup gelandet, doch jetzt lässt der Verein einen der klügsten Handballer der Liga wieder gehen. Zwänge hin oder her, in Flensburg werden sie Szilágyi noch schmerzlich vermissen. Gegen den Bergischen HC gewinnt die SG womöglich auch noch, wenn der Österreicher erst einmal die Seiten gewechselt hat. Aber wenn sie ihr Ziel, die Champions League, endgültig erreicht hat, dann wird sie seinen Verlust spüren.