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Der perfekte Handball-Abend

(sh:z; Jan Wrege) 15 Minuten wie im Rausch genügten der SG Flensburg-Handewitt, um gegen den tapferen Außenseiter TV Hüttenberg  doch noch einen standesgemäßen Zehn-Tore-Sieg einzufahren. Mit dem 37:27 über den Vorletzten der Handball-Bundesliga rundete der mutmaßlich kommende Vizemeister den "perfekten Abend" (SG-Torhüter Mattias Andersson) ab, an dem auch noch die Konkurrenten Hamburg und Berlin  verloren. Als sich dann der verletzte Holger Glandorf in die Jubelriege seiner Kameraden einreihte und die SG-Fans grüßte, erreichte die Stimmung in der Campushalle ihren Höhepunkt.

Wie es genau um den nach mehr als zweiwöchigem Krankenhausaufenthalt noch hagerer gewordenen Linkshänder steht, war nicht in Erfahrung zu bringen. Die SG und Glandorf äußern sich derzeit nicht, weil der Fall unabsehbare Folgen nach sich ziehen könnte. Der Deutsche Handballbund droht mit Verleumdungsklagen, die Flensburger lassen mögliche Schadenersatzansprüche prüfen.

Ungeachtet dessen setzt die Mannschaft ihren erfolgreichen Weg durch eine  denkwürdige Saison fort. Vier Spieltage vor Schluss hat die SG auf Rang zwei drei Punkte Vorsprung vor Berlin und vier vor dem HSV. Das Pokal-Final-Four am Wochenende steht als nächstes Highlight vor der Tür und vielleicht der Europacupsieg in eigener Halle. Die Endspiele gegen Gummersbach wurden jetzt auf  den 20. Mai (19 Uhr, Auswärtsspiel) und auf den 25. Mai (18.45 Uhr, Campushalle) festgelegt.

Vorfreude gestatten sich die Flensburger jedoch nicht. "Noch haben wir nichts erreicht", mahnt Mattias Andersson, "in neun Spielen kann noch viel passieren. Unser Vorteil ist, dass wir uns völlig auf uns konzentrieren können, weil wir nicht auf andere schauen müssen. Wir können alles selbst entscheiden. Das haben wir uns hart erarbeitet."

So auch den Sieg über den TV Hüttenberg, der nach den Strapazen der Reise nach Saragossa nicht im Vorübergehen zu bezwingen war. Die offensive Abwehr der Gäste stellte die SG-Angreifer vor Probleme. "Es ist hart, gegen eine gute 3-2-1-Deckung zu spielen. Da braucht man immer ein bisschen Extra an Willen und Kraft", stellte Trainer Ljubomir Vranjes fest. Erst die Umbesetzung des Angriffs mit Viktor Szilagyi für Thomas Mogensen, Lars Kaufmann für Petar Djordjic und Michael Knudsen für Jacob Heinl  nach einem 4:8-Rückstand brachte die nötige Durchschlagskraft. Gleiches galt für die Abwehr, wo Sören Rasmussen im Tor und seine Vorderleute nicht harmonierten. Rasmussen und Heinl, so der Trainer, bräuchten mehr Spielpraxis, um wieder zu gewohnter Form zu finden. "Sie werden ihre Chancen bekommen", meinte Vranjes, der sich auch über den schwachen Auftritt von Djordjic nicht grämte. Die Erfahrung, dass für einen jungen Mann nicht alles von allein kommt, könne nicht schaden.

Mit Szilagyi am Ruder kam mehr Struktur in die Offensive, nun waren der Kreis und die Außen im Spiel. Die Abwehr konnte sich blind auf Andersson verlassen, der mit 23 Paraden bei 19 Gegentoren eine phänomenale Quote erzielte. Prompt setzte der von Hüttenbergs Coach Jan Gorr gefürchtete Konterhagel durch Lasse Svan Hansen und Anders Eggert ein. "Zum Schluss waren wir nicht mehr in der Lage, auf diesem hohen Niveau mitzuhalten", meinte Gorr, der sein Team unter Wert geschlagen sah, nachdem es "45 Minuten am oberen Limit" gespielt hatte.

Die SG rüstet sich nun für das Pokalfest in Hamburg, wo die O2-World im Halbfinale gegen den TuS N-Lübbecke (Sbd. 18 Uhr) anteilig zur Hölle Nord verwandelt werden soll. Dazu wurden zusammen mit dem Club 100 und weiteren Sponsoren beim  SG-Partner Klaus + Co für die Schlachtenbummler 1000 Fan-Tüten mit T-Shirts, Lärminstrumenten und weiteren Utensilien gepackt. SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke: "Wir wollen mit einem rot-weiß-blauen Block, in dem möglichst viele Fans das SG-T-Shirt tragen, unser Team nicht nur gebührend empfangen, sondern lautstark zum Finale begleiten." Die Tüten werden im SG-Fanblock ausgelegt .