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SG behält die Nerven im Handball-Krimi

(sh:z; Jan Wrege) Zwei Wochen nach dem Start-Desaster in der Handball-Bundesliga beim THW Kiel ist die SG Flensburg-Handewitt wieder im Film. Der 25:23 (12:9)-Erfolg bei Frisch Auf Göppingen ist ein echter "Big Point", glaubt auch einer der Matchwinner: "Dieser Sieg ist sehr viel wert. Es ist für alle eines der schwersten Auswärtsspiele. Hier werden viele Mannschaften Probleme bekommen", sagte Mattias Andersson, mit 16 Paraden Held der Abwehrschlacht vor 4900 Zuschauern.
In der EWS-Arena herrschte von Beginn an die erwartet hitzige Atmosphäre, die die Göppinger in ihrem typisch rustikalen Stil und mit vielen Emotionen weiter anfachten. Die Flensburger, die dort nach ihren letzten beiden Auftritten geschlagen die Heimreise angetreten hatten, nahmen diesmal den Kampf an. Auf beiden Seiten standen Abwehrreihen, die nicht die Absicht hatten, den Angreifern nur einen Zentimeter Raum zu lassen. Alsbald gab es die ersten Quittungen für das konsequente Bearbeiten des Gegners. Michael Knudsen im SG-Abwehrzentrum war bereits nach 16 Minuten mit zwei Zeitstrafen belastet, Tobias Karlsson hatte diese Hypothek nach 34 Minuten zu tragen. Die Flensburger blieben aber unerschütterlich, verfolgten ihr Konzept weiter mit Disziplin und kühlem Kopf. Jacob Heinl ersetzte Knudsen in der Deckung und kam sogar ohne Strafminuten aus.
Klare Vorteile hatte die SG im Vergleich der Torhüter. Göppingens Enid Tahirovic stand im Schatten von Andersson. Erst im zweiten Durchgang mit Bastian Rutschmann im Tor waren die Gastgeber hier auf Augenhöhe. Zu spät, wie sich zeigen sollte. Drei Tore Vorsprung bei Halbzeit waren in dieser torarmen Partie schon ein stattliches Polster für die SG. Das war Holger Glandorf zu verdanken, der in der 30. Minute erst einen Tempogegenstoß verwandelte und Sekunden vor der Pause mit einem verdeckten Wurf zum 12:9 das spektakulärste Tor des Abends erzielte.
Neben dem neuen Linkshänder war Spielmacher Thomas Mogensen der stärkste Flensburger Angreifer, torgefährlich, mit guter Übersicht, leidenschaftlich wie immer und perfekt beim Timing, wenn es darum ging, in einem entscheidenden Moment zu treffen. "Er hat ein überragendes Spiel gemacht", lobte Trainer Ljubomir Vranjes, der aber auch die Leistung des Halblinken Lars Kaufmann würdigte, der manchem Beobachter etwas gehemmt an alter Wirkungsstätte vorkam. "Lars hat viel für die Mannschaft gearbeitet, kaum einen Fehlern gemacht - das hat uns letztes Jahr gefehlt."
Nach einer Dreiviertelstunde wurde es noch brenzlig für die SG, die Partie wurde zum Krimi. Ein 19:15-Vorsprung schrumpfte in Unterzahl auf 19:18. Inzwischen war Petar Djordjic im linken Rückraum für Lars Kaufmann gekommen, und nun durfte auch Vranjes gute Nerven beweisen. Der Serbe, der gestern 21 Jahre alt wurde, führte sich mit einem Fehlversuch und einem Abwehrpatzer ein. "Es ist nicht einfach für so einen jungen Mann in so einem Spiel. Aber keiner spielt fehlerfrei, und wenn man Angst vor Fehlern hat, kann man gleich zu Hause bleiben. Petar hat den Mut, weiter zu machen - das gefällt mir", sagte Vranjes und ließ das Geburtstagskind in einer extrem heiklen Phase gewähren. Djordjic bedankte sich mit drei Toren, und Vranjes stellte mit Genugtuung fest: "Er hat es sehr gut gemacht." Djordjic traf eineinhalb Minuten vor Schluss zum 24:22, Glandorf verschnürte den Sack endgültig mit dem 25:22.