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Cool geblieben in heißer Atmosphäre

(sh:z; Jan Wrege) Nachdem die SG Flensburg-Handewitt den vorletzten großen Stolperstein auf dem Weg zur Vizemeisterschaft aus dem Weg geräumt hatte, kannte die Begeisterung von Trainer Ljubomir Vranjes für seine Spieler kaum Grenzen. "Das war  Kampf, Wille, Herz und Leidenschaft. Und sie waren cool in dieser heißen Atmosphäre", sagte der Schwede nach dem 32:30 (15:14)-Erfolg über den VfL Gummersbach in einem großartigen Handballspiel vor 2105 Zuschauern in der Eugen-Haas-Halle. "Das war ein Riesenschritt zum zweiten Platz und Richtung Champions League, aber nun müssen wir bis zum Ende konzentriert bleiben", mahnte Vranjes.

Mit 47:11 Punkten bleibt die SG in der Bundesliga zweite Kraft hinter Kiel, vor Berlin (46:12), Hamburg (45:13, spielt noch gegen THW) und den  Rhein-Neckar Löwen (41:15). Die Flensburger treten neben den Heimspielen gegen den TV Hüttenberg (2. Mai), den Bergischen HC (12. Mai) und Hannover-Burgdorf (30. Mai)  nur noch zwei Mal auswärts an: favorisiert in Balingen (2. Juni) und mit nicht ganz so gewissen Aussichten bei den RN Löwen (16. Mai). Selbst bei einer Niederlage in Mannheim sollte aber  Rang drei und  die direkte Rückkehr in die Königsklasse sicher zu schaffen sein.

Diese gute Ausgangposition für den Endspurt musste in Gummersbach hart erarbeitet werden, zumal nach der Pause mit Lasse Svan Hansen der zweite Linkshänder neben dem erkrankten Holger Glandorf passen musste. Der Däne hatte Leistenbeschwerden und konnte nicht mehr richtig laufen. "Wir haben ihn lieber geschont", sagte Vranjes. Gestern ergab eine MRT-Untersuchung bei Svan Hansen, dass keine schwerwiegende Verletzung vorliegt. Ob der Europameister heute trainieren und am Sonntag  (15 Uhr, Campushalle) das Hinspiel im Europapokal-Halbfinale gegen BM Aragon bestreiten kann, war noch fraglich.

In Gummersbach trotzte die SG allen Widrigkeiten und kämpfte sich mit Tamas Mocsai auf Rechtsaußen und Viktor Szilagyi im rechten Rückraum durch. "Unter diesen Umständen ist die Leistung der Mannschaft noch höher zu schätzen", sagte Vranjes. Der große Rückhalt war wieder Torhüter Mattias Andersson, der zwei Kopfschüsse wegsteckte und 18 Würfe parierte. "Er hat uns das Genick gebrochen. Immer, wenn wir dran waren, hat er 100-prozentige Bälle rausgehauen", meinte der beste Gummersbacher Christoph Schindler, der aber mit den Schiedsrichtern Schulze/Tönnies (Magdeburg) haderte und die verbotene Kritik geschickt verkleidete: "Andersson war einer von drei Gründen, warum wir verloren haben."

Schindler hätte auch Petar Djordjic benennen können. Der 21-Jährige lieferte ein großes Spiel und bestätigte seine Wahl zum Handballer des Monats. Drei seiner acht Tore erzielte er kaltblütig in den letzten Minuten und machte damit die Punkte dingfest. Das Interesse anderer Clubs an dem Megatalent dürfte nicht geringer geworden sein. Vranjes hofft aber, dass die SG Djordjic über 2013 hinaus binden kann: "Ich habe ein gutes Verhältnis zu Petar. Ich habe an ihn geglaubt, als andere das nicht taten. Ich habe keine Angst, dass er geht."

Dagegen steht der Wechsel von Viktor Szilagyi zum Bergischen HC nun fest. Der 33-Jährige unterschrieb beim Aufsteiger bis 2014. In Gummersbach unterstrich Szilagyi mit großem Einsatz und Spielwitz, dass die SG einen wertvollen Akteur verliert. "Vor meinem Wechsel habe ich mit der Mannschaft aber noch viel vor, gerne möchte ich mich von den Fans und dem Club mit einem Titel verabschieden", erklärte der Österreicher.

Ermutigende Nachrichten gab es von Holger Glandorf. Er hat eine dritte Operation an der Ferse gestern gut überstanden und den Schicksalschlag auch "mental ganz gut verarbeitet", wie Vranjes nach einem Besuch im Krankenhaus gestern berichtete. Glandorf sei in Gedanken bei der Mannschaft und sehr zufrieden mit dem Spiel am Mittwoch gewesen. Der Spieler und die SG haben den Hannoveraner Fachanwalt für Medizinrecht Olaf Matlach eingeschaltet, um rechtliche Schritte zu prüfen, nachdem die folgenschwere Infektion möglicherweise durch einen Behandlungsfehler verursacht worden ist.