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Ohne Glandorf nach Hildesheim

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Eine Spritze in die linke Ferse von Holger Glandorf könnte die SG Flensburg-Handewitt die angepeilte Vizemeisterschaft in der Handball-Bundesliga kosten. Seit Montag Abend liegt der Nationalspieler mit einer schweren Entzündung und hohem Fieber in einer Flensburger Klinik und wird heute (20.15 Uhr) im Bundesliga-Auswärtsspiel beim Schlusslicht Eintracht Hildesheim fehlen. SG-Mannschaftsarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen befürchtet sogar einen längerfristigen Ausfall des Linkshänders. "Das kann eine langwierige Geschichte werden."

Seit längerem plagte sich Glandorf mit Beschwerden in der Achillessehne des linken Fußes, hatte deswegen im März auch das Länderspiel gegen Island abgesagt. In den Testspielen gegen Europameister Dänemark sollte der Rückraumschütze der SG jedoch wieder dabei sein und wurde wegen erneuter Beschwerden vor dem zweiten Vergleich am Sonnabend in Flensburg vom DHB-Mannschaftsarzt fit gespritzt. Mit fatalen Folgen: Über Ostern verschlechterte sich sein Zustand so, dass Mommsen ihn am Montag ins Krankenhaus einwies.
"Ich bin total verärgert, dass ohne Rücksprache mit uns für so ein unwichtiges Testspiel eine Spitze mit Kortison verabreicht wurde", sagte Mommsen. "Ich war doch vor Ort." Die Nationalmannschaft hatte für die Länderspiele ihr Quartier in Glücksburg aufgeschlagen. "Jeder in der Sportmedizin weiß doch, dass in der Wettkampfphase kein Kortison gespritzt werden darf wegen der großen Gefahr einer Schädigung", so Mommsen.

Auch SG-Trainer Ljubomir Vranjes war aufgebracht. "Ich bin echt sauer", sagte der Schwede. "Wir haben schon Ärger mit den Ärzten der dänischen und schwedischen Nationalmannschaft gehabt. Und jetzt wird mit Holger vor so einem unwichtigen Länderspiel so etwas gemacht", echauffierte sich der 38-Jährige. Besonders verärgert ist er darüber, dass einige Nationalspieler gegen Polen geschont wurden, Glandorf gegen die Dänen aber nicht. "Darüber muss mit dem Deutschen Handball-Bund gesprochen werden", forderte er Maßnahmen von der Vereinsführung.

Die Geschäftsführung nahm bereits gestern Kontakt zum DHB auf und äußerte ebenfalls ihren Unmut über die Maßnahme des Mannschaftsarztes. "Ein Telefonat hätte genügt, um das zu verhindern", meinte Geschäftsführer Dierk Schmäschke. "Wir müssen darauf achten, dass unsere Spieler für Monate wettkampffähig sind, nicht nur für ein Spiel", unterstrich Mommsen. Wann Holger Glandorf wieder eingesetzt werden kann, steht auch nach einer MRT-Untersuchung nicht fest. Mit Sicherheit muss Ljubomir Vranjes im Spitzenspiel am Sonnabend gegen die Füchse Berlin auf sein Rückraum-Ass verzichten.

Die sportlichen Pläne des Schweden sind damit durchkreuzt. In Hildesheim stehen heute mit Lasse Svan Hansen und Tamas Mocsai nur zwei Linkshänder zur Verfügung. Dennoch gibt es für Vranjes keine Frage, wer die Halle als Sieger verlassen wird. "Wir sind besser als Hildesheim, aber wir müssen mit Respekt ins Spiel gehen und zeigen, dass wir zu den Topmannschaften der Liga zählen."
Neben den schlechten Nachrichten um Glandorf gab es gestern aber auch eine gute. Jacob Heinl wird heute nach zweimonatiger Verletzungspause wegen eines Mittelhandbruchs wieder im Kader stehen. Und der Trainer hofft, "dass ich ihn auch ein paar Minuten einsetzen kann."