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Der Pflicht soll die Kür folgen

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Es läuft noch nicht wieder so rund wie zuletzt gegen den SC Magdeburg. Dennoch reichte es für die SG Flensburg-Handewitt nach zweiwöchiger Pause in der Handball-Bundesliga beim Schlusslicht Eintracht Hildesheim zu einem standesgemäßen 32:24 (14:10). Trainer Ljubomir Vranjes war im Hinblick auf das Spitzenspiel am Sonnabend (15 Uhr, Campushalle) gegen die Füchse Berlin zufrieden. "Wir sind schwer in Tritt gekommen, aber wir haben klar gewonnen. Gegen die Füchse werden wir einige Sachen hoffentlich besser machen."

Es war wie jedes Mal nach einer Länderspielpause. Die SG brauchte einige Zeit, um sich zu finden. Das war am Mittwoch nicht anders. Zwölf Minuten dauerte es bis zur ersten Führung (6:5), und zur Pause lagen die Flensburger beim Schlusslicht, das sie daheim mit 36:20 abgefertigt hatten, lediglich mit vier Toren vorn. "Wir haben eben noch nicht diese Kontinuität, dass uns so etwas nicht passiert", meinte Vranjes. Seine Mannschaft habe in den ersten 30 Minuten teilweise unkonzentriert gespielt, viele technische Fehler gemacht und sich damit selbst Stress gemacht. "Die erste Hälfte war schlecht", befand Kreisläufer Michael Knudsen. "Vor allem unsere Chancenauswertung war nicht die beste."

So hatte Anders Eggert, sonst die Zuverlässigkeit in Person vom Siebenmeter-Punkt, gleich zwei Strafwürfe innerhalb einer Minute gegen den guten Dennis Klockmann im Hildesheimer Tor vergeben. Und auch andere klare Möglichkeiten hatten die Gäste ungenutzt gelassen. Vranjes hatte eine Erklärung dafür. "Fast alle Spieler waren in der vergangenen Woche mit ihren Nationalmannschaften unterwegs. Und einige hatten am Osterwochenende in der Olympia-Qualifikation drei Spiele in drei Tagen." Der Kopf war noch leer. "Es ist einfach schwer, sich so schnell wieder auf das andere Spielsystem im Verein einzustellen", gab Knudsen zu. Insofern war Hildesheim genau der richtige Gegner als Generalprobe für das Heimspiel gegen die Füchse. "Wir haben viele Sachen probiert", meinte Vranjes. "Ab und zu haben sie auch geklappt, ab und zu aber auch nicht. Wir haben zum Glück noch zwei Tage Zeit, dann werden wir es gegen Berlin hoffentlich besser machen."

Im Kampf um den zweiten Platz werden die Flensburger voraussichtlich weiter auf Holger Glandorf verzichten müssen, dessen schwere Entzündung im linken Fuß nach einer Kortisonspritze vor dem Dänemark-Spiel weiterhin mit Antibiotika behandelt wird. Tamas Mocsai wird gegen die Füchse also besonders gefordert sein. Der Ungar gehörte in Hildesheim zu den auffälligsten Spielern, obwohl auch ihm drei Olympia-Qualifikationsspiele in den Knochen steckten. "Tamas hat heute einen guten Job gemacht", lobte sein Trainer. Der 34-Jährige erzielte nicht nur fünf Tore aus acht Versuchen, er wusste auch spielerisch zu überzeugen und stand in der Deckung ebenfalls gut. "Tamas hat schon in der vergangenen Saison viel Verantwortung übernommen, als Oscar Carlen in der Rückrunde ausgefallen war", rief Vranjes in Erinnerung. "Er ist mit seiner Routine wichtig für unsere Mannschaft."

Mocsai selbst wollte seine Leistung in Hildesheim nicht überbewertet wissen, und er machte sich auch keine Gedanken darüber, wie er sich in den nächsten Wochen auf der halbrechten Angriffsseite schlagen wird, falls Glandorf noch länger ausfallen sollte. "Das werden wir sehen." Die Mannschaftskollegen und der Trainer haben jedenfalls vollstes Vertrauen zu ihm. "Er hat seine Sache heute richtig gut gemacht", meinte Thomas Mogensen. "Und es war wichtig für ihn, in Hildesheim  viele Spielanteile und damit Selbstvertrauen zu bekommen."

Viele Spielanteile hatte Jacob Heinl nach zweimonatiger Verletzungspause noch nicht. Dennoch war Vranjes froh, dem Abwehrrecken einige Minuten Spielzeit geben zu können. Das eröffnet dem Schweden gegen Berlin in der Defensive eine weitere Option. "Ich bin froh, dass Jacob wieder dabei ist", sagte Vranjes, bevor er auf der Rückfahrt im Bus nach Flensburg bereits mit seiner Vorbereitung auf das Spitzenduell am Sonnabend begann.