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Glandorf fällt auf unbestimmte Zeit aus

(Flensborg Avis; Ruwen Möller) Gestern Vormittag teilte die SG Flensburg-Handewitt mit, dass sie die Partnerschaft mit ihrem Ernährungspartner verlängert hat. Dieser unterstützt die Spieler bei ihrer Ernährung, damit sie gesund durch die lange Saison kommen. Kurz darauf folgte dann eine Hiobsbotschaft: Holger Glandorf fällt für die heutige Bundesliga-Partie bei Eintracht Hildesheim aus. Dem Linkshänder wurde während des Aufenthalts bei der Nationalmannschaft eine Kortison-Spritze verabreicht. In der Nacht zum Ostermontag musste SG-Mannschaftsarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen den Nationalspieler mit hohem Fieber und Schüttelfrost ins Krankenhaus einweisen. Dort lag er gestern immer noch.

"Ich bin richtig sauer", sagte ein angefressener SG-Trainer Ljubomir Vranjes nach dem gestrigen Abschlusstraining, bei dem Glandorf fehlte. "Man spritzt kein Kortiosn vor einem bedeutungslosen Länderspiel, so etwas macht man nicht. Vor allem nicht ohne Absprache mit unserem Mannschaftsarzt", so Vranjes weiter. "Wir hatten bereits einmal Ärger mit dem schwedischen sowie dänischen Verband und jetzt die Deutschen", so der Schwede, der sich an frühere Auseinandersetzungen auf Grund verletzter SG-Nationalspieler erinnert fühlte.

Die SG hat gestern mit dem Deutschen Handballbund (DHB) Kontakt aufgenommen, um dieses sensible Thema zu besprechen. Beide Seiten haben sich auf eine offizielle Erklärung geeinigt. In dieser steht: "Der Rückraum-Star der SG liegt mit hohen Entzündungswerten und Fieber im Krankenhaus. Grund hierfür ist eine Infektion im Fersenbereich, die durch eine Komplikation nach der Verabreichung einer Spritze während der Nationalmannschaftspause entstanden ist. Aktuell wird der Rückraumspieler mit Antibiotika behandelt. Als Kommentar von SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke ist hinzugefügt: "Da muss man sich schon fragen, warum vor der Behandlung keine Rücksprache mit unserem Mannschaftsarzt gehalten wurde, das ist sehr ärgerlich". Und Mommsen ergänzt: "Wir müssen darauf achten, dass unsere Spieler für Monate wettkampffähig sind, nicht nur für ein Spiel. Nach dem jetzigen Stand müssen wir davon ausgehen, dass Holger länger ausfallen könnte."

Wann Glandorf wieder spielen kann, stand auch nach der gestrigen MRT-Untersuchung nicht fest. Mit Sicherheit muss SG-Trainer Ljubomir Vranjes beim Spitzenspiel am kommenden Sonnabend (15 Uhr) gegen die Füchse Berlin auch auf ihn verzichten. Pikant: Die DHB-Auswahl wurde am vergangenen Wochenende medizinisch von Dr. Detlev Brandecker, Mannschaftsarzt beim THW Kiel, betreut. Der DHB wollte den Vorfall gestern auf Anfrage nicht weiter kommentieren und verwies auf die Presseerklärung der SG. So weit der offizielle Teil. Fakt ist, dass es hinter den Kulissen weniger diplomatisch zugehen wird und es noch zu einem Gespräch unter Ärzten kommen wird, ja sogar muss.

Die Partie in Hildesheim, von vorneherein ohnehin eine Pflichtaufgabe für die SG, ist völlig in den Hintergrund gerückt. "Ich habe Respekt vor jedem Gegner und werde keine Mannschaft unterschätzen", so Vranjes gestern. "Wir müssen erst dorthin und die Partie spielen, vorher haben wir die zwei Punkte nicht". Doch die sollte sich die SG auch ohne Glandorf sichern können. Der Tabellenletzte hat in dieser Saison in 26 Spielen erst einmal gewonnen und darf für einen Champions-League-Anwärter kein Stolperstein darstellen.