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SC Magdeburg

Es weht an den Elbufern Magdeburgs wieder ein Lüftchen der ganz großen Handball-Zeiten – als die Top-Klubs Europas nach Sachsen-Anhalt kamen und Niederlagen kassierten. Der SCM gewann zwei Mal den Europapokal der Landesmeister und schließlich 2002 dessen modernen „Nachfolger", die Champions League. Das ist inzwischen eine Dekade her. In diesen Tagen buhlt die aktuelle Spieler-Generation um den Einzug ins Halbfinale des EHF-Cups und weckt damit auch nostalgische Gefühle.

2007 hatten die Bördeländer diesen „Pott" gewonnen. Damals hatte schon manch einer ein ungutes Gefühl, was die weitere Zukunft angehen würde. „Es könnte auf Jahre der letzte Titel gewesen sein", unkte der frühere SCM-Star Stefan Kretzschmar. Er sollte Recht behalten. Staatsanwaltliche Ermittlungen gegen den langjährigen Manager Bernd-Uwe Hildebrandt, Etatlücken, Sponsorenausstiege und sechs Trainerwechsel in nur etwas mehr als vier Jahren kennzeichneten einen Abwärtstrend, der 2010 im Bundesliga-Platz elf mündete – dichter an den Abstiegs- als an den Europapokal-Rängen.

Inzwischen hat der Klub den Schalter wieder umgelegt. Ausgerechnet der Auswärtssieg in Flensburg im September 2010 läutete das Comeback des SCM ein. Er landete in der Bundesliga auf Platz sieben, nur zwei Punkte hinter der SG Flensburg-Handewitt, und qualifizierte sich wieder für die europäische Ebene. Mit den Verpflichtungen von Robert Weber, Jure Natek, Gerrie Eijlers oder Kjell Landsberg setzten die Ostdeutschen diverse Signale, die den Eintritt in eine wieder bunte Handball-Zeit verkündeten. Mit Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt, der seit 2009 das Tagesgeschäft verantwortet, und Trainer Frank Carstens ist wieder die nötige Ruhe eingekehrt.

„Wenn wir das Erreichte bestätigen, haben wir die Leistung des Vorjahres übertroffen", meinte der Übungsleiter vor der Saison. „Schließlich müssen wir wegen des Europapokals mit einer höheren Belastung klarkommen." Manch ein Kritiker glaubt indes, dass er selbst diese Ziele gefährden könnte: durch seinen neuen Zweit-Job. Seit September ist Frank Carstens auch Assistent des Bundestrainers Martin Heuberger. Diese Personalunion soll bis mindestens nach der Weltmeisterschaft 2013 fortgesetzt werden, wofür es Rückendeckung seitens des SCM gibt. „Durch den Wegfall der Olympia-Qualifikation und des Olympischen Turniers haben sich die Belastungen für Frank Carstens deutlich verringert", erklärte Marc-Henrik Schmedt. „Er konnte uns überzeugen, dass seine Tätigkeit bei seinem Verein Priorität genießt und nicht durch die für den DHB beeinträchtigt wird.“ 

Diese Einschätzungen scheinen sich zu bestätigen. Die Magdeburger steuern derzeit auf den sechsten Rang zu und scheinen damit weiter auf den Weg nach oben. Ganz ohne Rückschläge geht es aber nicht. Im Dezember erlitt der niederländische Rückraumspieler Fabian van Olphen einen Kreuzbandriss. Die Serie war für ihn beendet. Im Angriff muss nun Ales Pajovic mehr Verantwortung übernehmen. Der Slowene schien zuletzt in Österreich schon seinen Karriere-Abend erreicht zu haben, hat sich dann aber noch einmal für die große Bundesliga-Bühne empfohlen. Und vielleicht gibt es für ihn, der mit Ciudad Real drei Mal die Champions League gewann, noch ein europäisches Souvenir.