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Neuer Vertrag beflügelt Rasmussen

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Michael Knudsen lag auf dem Boden im Kabinengang und machte am Rahmen der WC-Tür Dehnübungen für seine geschundene Beinmuskulatur. "Ich bin total müde", gestand der dänische Kreisläufer der SG Flensburg-Handewitt und wäre am liebsten wohl gar nicht mehr aufgestanden. Die SG hatte zwar das wichtige Auswärtsspiel beim TuS N-Lübbecke mit 25:21 (12:11) für sich entschieden und damit Platz drei in der Handball-Bundesliga verteidigt. Aber die 60 Minuten hatten viel, viel Kraft gekostet. Mit der letzten "Kraftstoffreserve" hatten sich die Flensburger ins Ziel gerettet.

"Wir sind platt", gab auch Trainer Ljubomir Vranjes zu. "Die Müdigkeit nach den Strapazen der vergangenen Wochen war den Spielern deutlich anzumerken, und sie wurde durch die aggressive TuS-Abwehr von Minute zu Minute größer." Besonders im Abschluss war das mehrfach zu sehen gewesen. Der zweitbeste Angriff der Liga hatte Chancen ausgelassen, die er sich sonst nicht entgehen lässt. Aber das interessierte Vranjes an diesem Abend nicht. "Das muss man akzeptieren. Insgesamt bin ich sehr zufrieden und froh, dass wir hier gewonnen haben."

Dass die Flensburger nicht wie der HSV Hamburg und die Rhein-Neckar Löwen in der Kreissporthalle Lübbecke gestolpert waren, hatten sie in erster Linie zwei Faktoren zu verdanken: Ihrer bärenstarken Abwehr mit einem unermüdlich rackernden Tobias Karlsson im Zentrum und einem überragenden Sören Rasmussen im Tor. Der 35-jährige dänische Nationalkeeper, der einen Tag vor der Partie beim TuS seinen Vertrag mit der SG um zwei weitere Jahre verlängert hatte, brachte es auf eine Fangquote von exakt 50 Prozent (14 Paraden). "Es ist schön zu wissen, dass ich wieder auf hohem Niveau spielen kann", freute sich Rasmussen. Seit November, als er nach einer Gehirnerschütterung mehrere Wochen außer Gefecht gewesen war, hatte Rasmussen fast nur auf der Bank gesessen, weil sich sein Torwartpartner Mattias Andersson in herausragender Verfassung befand. Als es am Mittwoch auf ihn ankam, war Rasmussen aber zur Stelle. Bei seiner ersten Einwechslung in der 17. Minute wehrte er einen Strafwurf von Tluczynski ab und parierte 120 Sekunden gegen Remer nicht nur den Siebenmeter, sondern auch den Nachwurf. Danach blieb der Däne im Kasten für den bis dahin keineswegs schlechten Andersson und hatte nach der Pause erheblichen Anteil daran, dass sich die SG zunächst mit drei (16:13) und später mit vier Toren (22:18) absetzen konnte. "Wir hatten heute einen frischen Sören", lobte Vranjes denn auch. "Er hat unglaublich gehalten." Das wollte der Keeper aber so nicht stehen lassen. "Die Abwehr hat super gearbeitet und viele Würfe geblockt. Da wird es auch für mich einfacher."

Hätten die Flensburger ihre Chancen im Angriff besser genutzt, wäre vieles in Lübbecke einfacher geworden. "Wir haben unsere Angriffe gut gespielt. Nur der letzte Moment hat es nicht gepasst", ärgerte sich  Michael Knudsen, der vier Mal allein vor Blazicko gescheitert war. Hinzu kamen vergebene Hundertprozentige von Thomas Mogensen und insgesamt vier verworfene Siebenmeter. Allein drei Mal hatte Anders Eggert, normalerweise Mr. Zuverlässig vom Punkt, versemmelt. "So etwas kann 'mal passieren", meinte der Torschützenkönig der vergangenen Saison. "Wenn wir dadurch heute verloren hätten, wäre ich sehr traurig geworden." Eggert durfte aber strahlen, und niemand nahm ihm sein Scheitern übel. "So etwas kann nach solchen Reisestrapazen vorkommen", sagte Holger Glandorf. "Viel wichtiger ist, dass wir  beim TuS gewonnen haben."