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Die SG muss wieder improvisieren

(sh:z; Jan Wrege) "Das ist eine Katastrophe", stöhnte Ljubomir Vranjes und meinte dabei nicht die 29:31-Niederlage der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga beim TBV Lemgo. Viel mehr Sorgen bereitet dem Trainer der Ausfall von Jacob Heinl. Sechs bis acht Wochen wird der 25 Jahre alte Nationalspieler den Flensburgern fehlen, nachdem er sich in der 15. Minute der Partie am Dienstag bei einer Abwehraktion einen Bruch an der rechten Mittelhand zugezogen hat. Da es sich laut Mannschaftsarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen um einen "instabilen Schrägbruch an der Wurfhand" handelt, muss Heinl heute operiert werden.´

"Beide Kreisläufer weg, und schlimmer noch, zwei Spieler für die Abwehrmitte - das ist ein harter Schlag", stellte Vranjes fest. Noch ist auch ungewiss, wann Michael Knudsen wieder in optimaler Verfassung ist. Vielleicht kehrt der Däne am kommenden Mittwoch im Heimspiel gegen Göppingen zurück, allerdings mit erheblichem Trainings- und Praxisrückstand, weil derzeit nur leichtes Laufen möglich ist. "Ich muss mir etwas einfallen lassen", sagte Vranjes, der schon in Lemgo registrierte, dass die Gegner sofort auf die Schwäche im SG-Spiel reagieren: Fehlen die Stammkräfte am Kreis, wird der Rückraum offensiver attackiert.

SG-Kapitän Tobias Karlsson gab als Reservemann an der Linie sein Bestes, doch braucht er seine Luft nun um so mehr für Abwehraufgaben. Daher will Vranjes zunächst wieder Morten Dibbert aus dem Juniorteam in den Bundesliga-Kader holen. Das Achtelfinal-Hinspiel im Europapokal der Pokalsieger am Sonntag beim FTC Pler in Ungarn will Vranjes mit dem aktuellen Bestand an Profis bestreiten: "Vielleicht probiere ich es mit Kaufmann am Kreis."

Heinls Ausfall traf die SG gerade, als sie sich nach einem 0:3-Start in Lemgo etwas gefangen hatte. "Da sind wir dann wieder unsicher geworden. Unsere Torhüter haben von der Abwehr nicht genug Hilfe bekommen. Einige Situationen haben mich sehr geärgert. Auch im Angriff gab es Phasen, in denen wir zu statisch gespielt haben", meinte  Vranjes, der aber die Moral seiner Mannschaft lobte: "Sie hat die ganze Zeit gut gekämpft." So standen die Flensburger kurz vor Schluss beim 28:29 und 29:30 sogar noch vor einem Punktgewinn. "

Am Ende waren es Kleinigkeiten", sagte der Ex-Lemgoer Tamas Mocsai. "Der TBV war konsequenter. Wir hatten kein einziges Trainingsspiel. Es war unser erstes Spiel seit Weihnachten. Das hat man gemerkt." Auch Holger Glandorf meinte, dass die SG schwer ins Spiel gefunden hat: "Wir hatten Donnerstag unser erstes gemeinsames Training. Das war ein klarer Vorteil für Lemgo. Der TBV hatte nur drei Mann bei der EM, davon einen Torwart. Doch das soll keine Ausrede sein. In der ersten Halbzeit fehlte uns die Aggressivität. 17 Gegentore sind zu viel."

Erneut hatte die SG zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt das Auswärtsspiel in Lemgo erwischt. Im Vorjahr trafen die Flensburger nach strapaziösen Champions-League-Reisen im Winterchaos auf den TBV (27:34). Diesmal war es die EM, an die sich überflüssigerweise noch das Allstar-Game anschloss, woran sich der Ärger von Holger Kaiser entzündete. "Für uns geht es um die Champions-League-Qualifikation. Da kann uns die Niederlage am Ende sehr weh tun", sagte der SG-Manager.

Die dänischen Spieler seien erst Mittwoch wieder zurückgekehrt, am Sonnabend habe für vier Flensburger die Fahrt zum Allstar-Spiel nach Leipzig angestanden, Rückkehr am  Sonntagmorgen um fünf Uhr. "So konnten wir keinen Rhythmus finden. Das sind Dinge, die gehen nicht", findet Holger Kaiser. "Damit werden wir künftig anders umgehen." Anders Eggert und Mattias Andersson hatten schließlich für die Allstar-Auswahl abgesagt und zwar wegen Rückenproblemen und Erkältung, wie Kaiser erläuterte: "Doch das  interessiert die HBL ja nicht. Statt dessen müssen wir uns vorwerfen lassen, dass die Spieler sich drücken. Das ist ein merkwürdiges Verhalten. Ganz klar: Die Crux war heute nicht die EM, sondern ganz klar das Allstar-Game."