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Rolf Brack: „Wir haben das jüngste Team der Liga”

Geschichte wiederholt sich: Immer, wenn Rolf Brack eine junge, gute und kostengünstige Mannschaft zusammengestellt, eine aus Balinger Sicht richtig gute Saison gespielt hat und nicht abgestiegen ist, kommen andere Vereine und bedienen sich im schwäbischen Talentschuppen. So geht das Jahr für Jahr. Dennoch scheint es dem 57-jährigen Diplom-Sportwissenschaftler, der seit 2004 den HBW trainiert, auch in dieser Spielzeit wieder zu gelingen, den Abstieg zu vermeiden. Das stark verjüngte Team liegt im Mittelfeld der Tabelle. Am Dienstag, 27. September, gastiert es um 19.00 Uhr in der Flensburger Campushalle. Im Gespräch äußert sich Rolf Brack.

Es ist schon wieder passiert: Alle Welt rechnet mit dem Abstieg, und nun stehen Sie im gesicherten Mittelfeld.
Rolf Brack: Das ist eine sehr positive Momentaufnahme nach rund einem Drittel der Saison. Wir haben – wie schon in den Jahren zuvor – wieder einen Schnitt machen müssen. Aber diesmal war er wirklich radikal. Wir haben die Mannschaft insgesamt um 47 Jahre verjüngt und sind damit einen Schritt gegangen, der risikoreich war, aber auch durchaus Perspektive hat.

Möchten Sie einen oder zwei Ihrer jungen Leute hervorheben?
Rolf Brack: Mehr als zwei: Da ist zum einen die zweite Rückraumreihe mit Fabian Gutbrod, Felix König und Kai Häfner, die eine echte Alternative in der stärksten Liga der Welt geworden ist. Das birgt natürlich viel Risiko, aber auch eine große Chance. Zum anderen ist unser Torwartgespann – Martin Ziemer und Matthias Puhle – großartig. Martin Ziemer war lange Zeit verletzt und hat uns gefehlt, aber Matthias Puhle hat sich in dieser Zeit toll entwickelt.

Macht Ihnen diese Art der Arbeit im Handball nach so vielen Jahren noch Spaß oder möchten Sie nicht auch mal bei einem Spitzenklub aus dem Vollen schöpfen können?
Rolf Brack: Jeder Trainer hat doch den Wunsch, eines Tages mal die Nationalmannschaft oder einen Spitzenklub mit Titelambitionen zu trainieren. Aber ich fühle mich hier unter den sehr guten Rahmenbedingungen in der Doppelfunktion im Verein und an der Universität sehr wohl. Ich sitze an der Uni sozusagen am Nabel der Innovation und kann das gewinnbringend in meine Arbeit einfließen lassen. Und ich arbeite in einem Verein, in dem die Trainerarbeit eine hohe Akzeptanz erfährt. Wir arbeiten hier mit Know-how und mit einer gewissen Andersartigkeit im Taktik-Bereich.

Gilt diese Akzeptanz auch bei Fans und Sponsoren?
Rolf Brack: Wir erfahren in Balingen und Umgebung eine sehr hohe Wertschätzung unserer Arbeit. Das spüren wir um Umfeld, in der Presse, bei den Fans und nicht zuletzt im Klub selbst. Hier sind alle auf dem Boden geblieben. Ein Sieg gegen den TuS N-Lübbecke, wobei der Zwölfte der Tabelle gegen den Zehnten spielt, wird hier noch immer enthusiastisch gefeiert. 

Hat Balingen grundsätzlich nur diese Perspektive?
Rolf Brack: Da hängt vieles von der Kontinuität ab. Unsere gute Arbeit und die positive Entwicklung der jungen Spieler führt in aller Regel dazu, dass diese uns irgendwann verlassen. Das war so bei Martin Strobel, bei Philipp Müller oder bei Johan Boisedu, um nur einige zu nennen. Es gibt hier das Bekenntnis, mit der jüngsten Mannschaft, aber auch mit der talentiertesten der Liga anzutreten. Wenn wir uns weiterhin kontinuierlich verbessern und die jungen Spieler längerfristig an uns binden, werden wir langfristig den nächsten Schritt machen können. Und wenn du dich im Mittelfeld etablierst, dann spielst du ja schon fast um die Europacup-Plätze. Das ist unsere Vision. Aber die Basis dafür heißt Kontinuität.