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"Eine Mannschaft, die wir jagen"

(sh:z; Jan Wrege) Nach zwei entspannten Spielen beim Bergischen HC und beim VfL Bad Schwartau steht die SG Flensburg-Handewitt heute (15 Uhr, Campushalle) vor einer echten Herausforderung. Die Rhein-Neckar Löwen kommen zu einem Schlüsselspiel im Kampf um die Champions-League-Ränge, es steht eine Standortbestimmung im Vergleich mit der finanzstarken Elite der Handball-Bundesliga an. Mindestens Trainer Ljubomir Vranjes "ist heiß ohne Ende". So beschrieb er seine Gemütslage und das bekam im Training gestern Torhüter Mattias Andersson bei einem Siebenmeter-Duell zu spüren. Elf Mal trat Vranjes an den Punkt, elf Mal gab er seinem Landsmann das Nachsehen. "Wenigstens hast du jetzt gute Laune", verabschiedete sich Andersson von seinem Coach.

Auch heute will Vranjes als Sieger aus der Halle gehen. "Das ist eine Mannschaft, die wir jagen", sagt er und merkt dann selbst, dass das erläuterungsbedürftig ist. Vier der letzten fünf Spiele gegen die Löwen wurden gewonnen, die SG ist Tabellenvierter, die Mannheimer belegen Rang fünf. "Jagen hört sich komisch an. Aber vom Personal und von der Finanzkraft her sind die Löwen weiter als wir", meint Vranjes. Die jüngsten Erfolge zählten nicht mehr, er schaue nur nach vorn. Und zwar mit großer Vorfreude. "Alle Spieler sind fit, wir sind gut vorbereitet", verspricht der SG-Trainer. Wie immer gegen diesen Gegner wird es darauf ankommen, den wurfstarken Rückraum mit Bielecki, Lijewski und Müller sowie die Außen Gensheimer und Cupic in Schach zu halten. Der Angriff darf sich von Spitzenkeeper Stojanovic nicht beeindrucken lassen.

Während die Gastgeber komplett antreten, hatte Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson zuletzt Sorgen. In Zarko Sesum fehlt ein wichtiger Mann für die Rückraummitte und die Abwehr, Lijewski war wegen einer Grippe bei der unglücklichen Pokalniederlage gegen Hamburg nicht dabei. Zudem kostete der Kampf gegen den HSV viel Kraft und Nerven, während sich die SG weitgehend schonen konnte.

Sportlich ist die SG auf Kurs, wirtschaftlich deutet sich neues Potenzial an. Der im österreichischen Linz ansässige Wettanbieter bet-at-home, bereits seit eineinhalb Jahren Partner der SG, möchte sich stärker engagieren und liebäugelt mit der Rolle des Hauptsponsors. "Wir sind in Gesprächen, aber noch ist nichts zu verkünden", sagt Manager Holger Kaiser. Zumal die SG bis 2014 an Sparinvest gebunden ist, sofern das dänische Finanzunternehmen alle Optionen zieht. Zunächst warte die SG ab, welche Werbepakete bet-at-home überhaupt buchen will, "alles andere folgt im zweiten Schritt", so Kaiser. Dass die Campushalle nach dem Wettanbieter benannt werden könnte, glaubt Kaiser "eher nicht. Die wollen TV-Präsenz". Da spiele der Name einer Handball-Halle eine untergeordnete Rolle. Die Zusammenarbeit mit bet-at-home bietet reizvolle Perspektiven, allerdings in einem ungewissen rechtlichen Rahmen. Bis zum 1. Januar 2012 bewegt sich die Werbung für Internetwetten noch in einer Grauzone. Erst danach wird es durch das neue liberale Glücksspielgesetz in Schleswig-Holstein wirklich legal. Ob die SG aber in anderen Bundesländern mit entsprechender Trikotwerbung auftreten dürfte, ist ungewiss. "Da gibt es zwei Meinungen, die strittig sind. Gegebenenfalls muss das gerichtlich geklärt werden", sagt Kaiser.

Die eine Seite vertritt die Auffassung, dass andere Bundesländer Werbung für Internetwetten verbieten können, die anderen stehen auf dem Standpunkt, dass ein Unternehmen, das in Schleswig-Holstein legal eine Lizenz hält, auch bundesweit werben darf.