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SG-Tempohandball par excellence

(sh:z; Hans-Werner Klünner) Die 5620 Zuschauer in der Campushalle waren total verzückt. Mit stehenden Ovationen feierten sie ihre SG Flensburg-Handewitt und skandierten immer wieder einen Namen: "Anders Eggert!" Der dänische Linksaußen hatte beim 43:27 (20:13) gegen den VfL Gummersbach sagenhafte 18 Tore erzielt und damit seinen eigenen Vereinsrekord aus dem Vorjahr (16 Treffer gegen Melsungen) überboten.
"Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll", waren die ersten Worte von Ljubomir Vranjes nach dem Schlusspfiff. Auch der SG-Trainer stand offenbar noch unter dem Eindruck der Gala, die seine Mannen geboten hatten. "Das ist ein super Ergebnis. Aber es hat auch alles geklappt. Die Abwehr stand gut, der Torhüter war gut, wir haben viele einfache Tore erzielt. Wir können stolz auf uns sein." Gnadenlos hatten die Flensburger den VfL Gummersbach zerlegt, Tempohandball par excellence zelebriert und wie gegen Eintracht Hildesheim einen Sieg mit 16 Toren Unterschied eingefahren.
Die SG hatte an diesem Abend keinen Schwachpunkt. Dennoch stachen drei Akteure hervor: Allen voran Anders Eggert, endlich auch Lars Kaufmann und wie schon so oft Mattias Andersson. Beim Schweden standen nach verhaltenem Beginn schließlich 21 Paraden zu Buche, darunter zwei gehaltene Siebenmeter gegen Mahé und Zrnic. Zudem war der Nationalkeeper Ausgangspunkt zahlreicher Gegenstöße, die fast immer zum Erfolg führten.
Der Schwede befindet sich derzeit in einer unglaublichen Verfassung. Steil nach oben geht auch die Leistungskurve von Lars Kaufmann. Erstmals ohne Schiene an der rechten Wurfhand, wirkte der Nationalspieler wie befreit, sprühte vor Einsatzfreude und stellte mit acht Treffern seine Torgefährlichkeit eindrucksvoll unter Beweis. "Die Schiene hat mich doch sehr behindert", gab Kaufmann zu, der sich im Sommer einen Sehnenriss am rechten Daumen zugezogen hatte. Aber inzwischen sei das Gelenk gefestigt, dass der 29-Jährige künftig auf den Schutz verzichten möchte. "Ich habe jetzt zwar ein bisschen Schmerzen", meinte der Ex-Göppinger, "aber ich hoffe, dass es so weiter geht." Das hofft auch SG-Geschäftsführer Holger Kaiser. "Erst hat Lars in erster Linie den Weg zum Kreis gesucht, jetzt kommt seine Wurfqualität hinzu. Das eröffnet uns viele Möglichkeiten für die Zukunft."
Eine Verletzung hatte bislang auch Anders Eggert beeinträchtigt. Seit Wochen hatte der Däne mit Leistenproblemen zu kämpfen, konnte beim Spiel in Hamburg kaum laufen und musste im Pokal bei der HSG Wetzlar sogar aussetzen. "Eine typischer Überlastungsschaden, wie er bei Außenspielern häufig vorkommt", so SG-Mannschaftsarzt Prof. Dr. Hauke Mommsen.
Lasse Svan Hansen musste sich deswegen im Sommer einer Operation unterziehen, bei Anders Eggert hat die medizinische Abteilung das Problem momentan im Griff. "Gegen Hildesheim habe ich kaum etwas gespürt", berichtete der Linksaußen. Heute war ich völlig schmerzfrei." Das war dem Dänen deutlich anzumerken. Er traf, wie er wollte: Per Dreher, per Heber, durch die Hosenträger oder vom Siebenmeterpunkt. Als Anders Eggert in der 53. Minute auch noch aus dem Rückraum zum 36:23 erfolgreich war, hielt es die Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen.
"Das hat heute riesigen Spaß gemacht", strahlte Eggert, der nebenbei den SG-Torrekord in einem Spiel von 16 auf 18 Treffer verbessert hatte. Nicht einmal SG-Legende Lars Christiansen hatte in seiner langen SG-Karriere in einem Pflichtspiel so oft getroffen. Seine Bestmarke stand bei 15 Treffern. "Das freut mich natürlich besonders", gab Eggert mit dem für ihn typischen verschmitztem Grinsen zu Protokoll.