Stripes
Stripes
Archiv

VfL Gummersbach

Der VfL Gummersbach hatte am Ende der letzten Saison zwei wichtige Siege errungen. Zum einen gewann der Traditionsklub das Rennen gegen die Zeit und die Schulden. Zunächst verweigerte die HBL die Lizenz zur Teilnahme am Spielbetrieb – aufgrund erheblicher Zweifel an der erforderlichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Es klaffte eine Liquiditätslücke in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Diesen Engpass schlossen Fans und Förderer binnen einer Woche – und die HBL gab doch noch grünes Licht. „Das zeigt: Die Stadt, die ganze Region steht hinter dem VfL”, sagte ein stolzer Manager Axel Geerken.
Während dieser turbulenten Woche machten die Westdeutschen überdies ihren europäischen Hattrick perfekt. Mit der Cupsieger-Trophäe gewann Gummersbach zum dritten Mal seit 2009 einen Europapokal. Nach dem 30:28 im französischen Tremblay reichte der Mannschaft von Trainer Sead Hasanefendic vor fast 8000 Zuschauern in Köln ein 26:26-Unentschieden. Dabei drehten die Oberbergischen in der Schlussphase einen 15:23-Rückstand. „Das ist das Extremste, was ich je erlebt habe", meinte Linkshänder Adrian Pfahl. Nun geht der VfL als Titelverteidiger in den europäischen Pokalsieger-Wettbewerb, in dem diesmal auch die SG Flensburg-Handewitt startet.
Ein weiterer Sieg folgte im Laufe des Sommers. Die Finanzierung einer neuen Spielstätte in Gummersbach steht. Das Land Nordrhein-Westfalen wird den Bau einer 10,4 Millionen Euro teuren Multifunktionshalle mit 4,5 Millionen Euro bezuschussen. Von der Saison 2013/14 an will der Klub seine Heimspiele in der 4000 Zuschauer fassenden Schwalbe-Arena austragen. Die Baugenehmigung soll im Juni 2012 erteilt werden. Die altehrwürdige Eugen-Haas-Halle fasst nur knapp 2000 Zuschauer und ist nur bedingt erstligareif.
Sportlich gab es bislang in dieser Saison noch nicht so viele Erfolge zu feiern. Der ruhmreiche Verein, der in den 60er, 70er und 80er Jahren fast unzählige Titel einheimste, ist in das untere Tabellendrittel abgerutscht. Besonders bitter: Die 25:40-Schlappe beim TuS N-Lübbecke. Nach einer knappen Viertelstunde hatte es gar 0:11 gestanden. „Wir haben schlechter als ein Junior-Team gespielt", zürnte Sead Hasanefendic.
Ganz unerwartet kam der Absturz nicht. Die dramatische Situation im Frühjahr hatte ihre Spuren hinterlassen, der Gürtel musste enger geschnallt werden. Mit Stammkeeper Goran Stojanovic, Rückraum-Stütze Drago Vukovic, Abwehrsäule Geoffrey Krantz und Linksaußen Adrian Wagner verließen gleich vier Stammkräfte den VfL. Die Neuzugänge haben zwar allesamt Talent und Perspektiven, konnten den Aderlass bislang aber noch nicht kompensieren. „Wir müssen uns wohl ins Mittelfeld orientieren", unkte Sead Hasanefendic vor dem ersten Anpfiff. „Ich hoffe, dass wir nicht in den Abstiegsstrudel geraten." Letzteres ist zurzeit nicht völlig auszuschließen.

Daten VfL Gummersbach