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Kampfansage nach Schlappe in Berlin

(sh:z; Jan Wrege) Man kann nicht sagen, dass die 30:33-Niederlage der SG Flensburg-Handewitt bei den Füchsen Berlin dem Selbstbewusstsein ihrer Akteure geschadet hätte. "Wir sind die bessere Mannschaft, wir haben es heute nur nicht gezeigt. Nur ein bisschen cooler - und wir gewinnen hier", meinte Rechtsaußen Lasse Svan Hansen keck, als er nach dem Topspiel der Handball-Bundesliga am Dienstag Abend die Max-Schmeling-Halle verließ.  Manager Holger Kaiser konstatierte eine Aufwärtsentwicklung der SG in den drei verlorenen Spielen gegen die Champions-League-Teilnehmer und wagte eine Kampfansage: "In der Rückrunde kommen alle Topteams zu uns, dann sind wir weiter. Am Ende wird abgerechnet."
In Kiel chancenlos, in Hamburg nur an Torhüter Bitter gescheitert, in Berlin schon auf Augenhöhe: Ein Trend nach oben ist erkennbar, dennoch bleibt der Ärger über die verpasste Chance, sich im Rennen um die CL-Ränge eine ideale Position zu verschaffen. "Wir waren einfach mit dem Kopf nicht da. Zu viele technische Fehler, zu viele Bälle weggeworfen", grämte sich Trainer Ljubomir Vranjes über die ersten 30 Minuten, in denen die SG mit sechs Toren Rückstand eine zu hohe Hypothek aufgebaut hatte. "Wir haben gekämpft bis zum Umfallen, leider macht uns die erste Halbzeit alles kaputt", sagte Holger Glandorf. Berlin hatte Flensburg eine extrem offensive 3-2-1-Abwehr entgegengestellt. "Wir hatten damit gerechnet, dass sie 5:1 gegen meine Seite decken, aber dass sie so offensiv stehen, war schon überraschend", sagte Glandorf. Der SG fiel dazu wenig ein. "Wir haben zu statisch gespielt und uns zu sehr in Stress bringen lassen", fand Svan Hansen. Viktor Szilagyi brachte bei seinem 20-minütigen Comeback zunächst etwas Ordnung in die Offensive, doch kurz vor der Pause bröselte alles wieder auseinander.
Die eigene Deckung war ebenfalls wenig präsent. Was Berlin nicht mit Tempogegenstößen erledigte, besorgten Alexander Petersson sowie Bartlomiej Jaszka mit verdeckten Würfen oder Sven Sören Christophersen aus der zweiten Etage und alle drei hatten es nicht allzu schwer, SG-Torhüter Mattias Andersson schlecht aussehen zu lassen.
Die Gäste steuerten auf ein Desaster zu. Vor allem, als ein taktischer Schachzug nach der Pause zunächst ins Leere laufen zu schien. Mit einer Sonderbewachung neutralisierte Vranjes die Berliner Halben, bereitete aber auch die Bühne für den Auftritt von Iker Romero. Der 31 Jahre alte Spanier bewegte sich seltsam hölzern, warf aber all seine Körperkraft und Routine in die Waagschale, als er Jaszka, der mit dem Fuß umgeknickt war, in der Rückraummitte ersetzte. "Iker hat sich genau auf diese Situation gefreut. Er war sofort präsent, ein toller Typ", lobte Füchse-Coach Dagur Sigurdsson. Romero nutzte die Freiheiten im Angriff und setzte viele Nadelstiche, die Flensburgs Aufholjagd störten.
Insgesamt setzte sich aber die 4:2-Idee durch. "Wir hatten die gleichen Probleme wie Flensburg in der ersten Halbzeit", meinte der Berliner Kreisläufer Torsten Laen. Drei Mal  hatte die SG die Füchse fast eingefangen (28:27, 30:29, 31:30) - allein, die Falle wollte nicht zuschnappen. "Wir haben gesehen, dass unsere Mannschaft in der Entwicklung ist. Wir machen kleine Fehler, die die Berliner nicht mehr machen, weil sie seit Jahren eingespielt sind", sagte Holger Kaiser.
SG-Trainer Vranjes kritisierte die Ansetzung dieser Partie des elften Spieltags nur zwei Tage nach dem Supercup. "Andere spielen diese Runde erst in eineinhalb Wochen. Wir haben zwölf Spieler beim Supercup und dann vor so einem Spitzenspiel nur ein Training. So etwas darf im nächsten Jahr nicht wieder passieren", schimpfte der Schwede. Berlin sei zwar in der gleichen Lage, allerdings mit dem Heimvorteil im Rücken. Kaiser sagte, er habe um eine Verlegung  ersucht, aber  diese Ansetzung sei vom Fernsehen so gewünscht gewesen - nichts zu machen.