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Ein Höhepunkt gleich zum Beginn der Handball-Saison

(sh:z; Holger Petersen) Eine Ouvertüre der besonders klangvollen Art: Wenn sich an diesem Wochenende der Vorhang für die neue Saison in der Handball-Bundesliga öffnet, müssen der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt einen ungewohnt explosiven Kaltstart hinlegen und dabei das Gaspedal voll durchdrücken. Bedächtiges Anfahren ist verboten, wenn am Sonntag (17.30 Uhr/Sport1) in der Kieler Arena der Nordklassiker zwischen dem THW und der SG, die "Mutter aller Derbys", steigt. "Ein Hammerspiel für uns", blickte Kiels Trainer Alfred Gislason voraus, sein Flensburger Kollege Ljubomir Vranjes nannte es die "schwerste Aufgabe überhaupt".
Das Duell der Erzrivalen zum Saisonauftakt, das ist ein Novum. "Wenn das in den vielen Jahren noch nie der Fall war, wird es ja mal Zeit", schmunzelte HBL-Spielleiter Uwe Stemberg. Diese Ansetzung habe der Spielplan-Computer der Fußball-Bundesliga, den auch die Handballer benutzen, per Zufall ausgespuckt, betonte der Funktionär. Dem Rechner wurden allerdings einige Eckdaten vorgegeben: die Hallen-Verfügbarkeit etwa oder die erwarteten Spielstärken der Teams - damit möglichst keines zwei Mal in Folge auf einen Topclub trifft.
Dass beide Kontrahenten als Spitzenclubs gelten, ist unbestritten. Der THW wird sogar als Titelfavorit Nummer eins gehandelt, noch vor Meister HSV Hamburg. Größter Etat der Liga, eingespieltes Team, super Individualisten - "viele Branchenkenner erwarten, dass die "Zebras" dieses Jahr bei der Jagd auf Hamburg fette Beute machen und den Ausrutscher der vergangenen Saison korrigieren werden. "Wir sind bereit, um den ersten Platz zu kämpfen. Wir sind eine super Mannschaft und nicht schlechter geworden als im letzten Jahr", sagte Rückraumspieler Kim Andersson selbstbewusst. Ähnlich sieht es Gislason: "Wir haben einen Kader, der sehr, sehr erfolgreich sein könnte."
Allerdings hätte sich der Isländer, der um den Einsatz von Linkshänder Christian Zeitz (Schulterverletzung) bangt, wohl auch einen gemächlicheren Aufgalopp gewünscht. Nach Videostudium einiger Flensburger Spiele in der Vorbereitung spricht er von einem "sehr starken Gegner", der trotz der noch nicht abgeschlossenen Integration dreier Neuzugänge (Glandorf, Kaufmann, Andersson) schon "recht weit" sei. Sein Team müsse in jeden Fall besser spielen als beim Supercup-Triumph über den HSV am Dienstag in München.
Die Flensburger freuen sich nicht nur wegen der kürzesten Anreise der Saison auf das Spiel in der Höhle des Löwen. "Das ist ein Super-Start, auch von der emotionalen Schiene her", meinte Manager Holger Kaiser im Wissen, dass die SG nicht als Favorit, aber auch nicht chancenlos nach Kiel reist. So oder so: Ein Debakel wie beim 26:38 im März wollen die nun schon seit vier Jahren in Derbys sieglosen Gäste auf jeden Fall vermeiden. Bei dieser Mission fehlt ausgerechnet der routinierte Spielmacher Viktor Szilagy (Ellenbogenverletzung). Aber Thomas  Mogensen scheut die Verantwortung in der Rückraumitte nicht und gibt sich zuversichtlich: "Glandorf und Kaufmann neben mir - das fühlt sich überhaupt nicht mehr fremd an. Es ist ein anderes Spiel. Ich werde meinen eigenen Wurf nicht vergessen, aber insgesamt muss ich mehr als Spielmacher auftreten. Vieles klappt schon sehr gut."