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TOYOTA Bundesliga: 27:25 – unverhoffte Spannung

Die Erfolgsstory geht weiter. Die SG Flensburg-Handewitt schlug den TBV Lemgo nach spannender Schlussphase mit 27:25 (15:11), landete den fünften Sieg in Serie und schob sich damit bis auf einen Zähler an den Tabellenvierten aus Westfalen heran. „Das war Handball mit allen Inhalten“, freute sich SG-Coach Per Carlén. „Ich bin sehr zufrieden mit meiner Mannschaft.“
Die bange Frage um einen eventuell gestörten Rhythmus schwebte über dem Parkett. Nur zwei Partien in den letzten vier Wochen hatte die SG absolviert. Würde das der zuletzt glänzenden Formkurve schaden? Der Start war auf jeden Fall perfekt: Thomas Mogensen legte auf Michael Knudsen ab, der zum 1:0 vollendete. Der Gegenzug prallte an Dan eutler ab. Der SG-Torwart entschärfte mit seiner ersten Parade des Tages einen Wurf von Michael Kraus. Erst nach über drei Minuten markierte Holger Glandorf den ersten Treffer für die Gäste.
„Ich bin immer über für eine Überraschung gut!“, hatte Per Carlén vor dem Match geflachst. Doch seine Aufstellung barg nichts Unerwartetes. Der Schwede begnügte sich lange Zeit mit einem Wechsel: Lasse Boesen im Angriff, Jacob Heinl im Mittelblock der Abwehr. Das Tempo der SG stimmte. Der 1:2-Rückstand verwandelte sich schnell in eine komfortable Führung. Nach zwei Kontern von Lars Christiansen und Lasse Svan Hansen hieß es 4:2. Und rasant ging es weiter: Nach dem 10:5 (16.) nahm TBV-Coach Markus Baur seine Auszeit.
Er bastelte kräftig an seiner Aufstellung. Am Kreis kam der Isländer Vignir Svavarsson für den glücklosen Sebastian Preis, der Rückraum veränderte sogar komplett sein Gesicht. Mit dem Ungarn Tamas Mocsai operierte nun ein Linkshänder auf der Spielmacher-Position. Den Lemgoern gelang es, die Partie nach dem 13:7 (20.) etwas offener zu gestalten. In der Schlussphase hatte Per Carlén seine ersten Veränderungen vorgenommen und auf der rechten Rückraumseite Alexander Petersson und Torge Johannsen gebracht. „In der ersten Hälfte haben wir nicht unsere Chancen genutzt“, meinte TBV-Manager Volker Zerbe. „Dann hat die Mannschaft aber Moral bewiesen.“
Die zweite Hälfte begann allerdings blendend für die SG. Dan Beutler zeigte seine Paraden elf und zwölf, Oscar Carlén und Lasse Svan Hansen trafen per Gegenstoß. 17:11! Ein gemütliches Kaffeekränzchen wurde es in der „Hölle Nord“ aber nicht. Dafür war der TBV Lemgo zu stark. Nach dem 22:16 glückten den Gästen drei Treffer in Folge. Lars Christiansen setzte einen Siebenmeter an die Latte. „In der zweiten Hälfte waren wir irgendwie nervös“, meinte Per Carlén. „Wir hatten beim Abschluss Gummi-Arme.“

Lars Christiansen traf sechs Mal. Fotos: Julius Demant

Per Carlén zog seinen Joker. In der 44. Minute feierte Erlend Mamelund nach dreimonatiger Pause sein Comeback. Der Norweger kam, sah und traf. Das 23:19 war allerdings nur eine kurze Verschnaufpause. Die Lemgoer befanden sich immer mehr im Aufwind. Jens Bechtloff erzielte das 23:22. Nach der Auszeit von Per Carlén leistete sich die SG einen Fehlpass. Kurz darauf glich Michael Kraus per Siebenmeter aus. 23:23 – in der Campushalle knisterte es plötzlich vor Spannung.
Etwas Glück half die SG wieder auf die Sprünge. Erlend Mamelund traf den Außenpfosten, den Abpraller erwischte Lasse Svan Hansen und netzte zum 24:23 ein. Im Gegenzug hielt Dan Beutler gegen Holger Glandorf. Thomas Mogensen besorgte mit einem mächtigen Sprungwurf das 25:23. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Vignir Svavarsson stellte den erneuten Anschluss her, kassierte in der Abwehr jedoch die erste Lemgoer Zeitstrafe überhaupt. Der Isländer lamentierte und erhielt von den Schiedsrichtern die Doppelstrafe. Das erregte die TBV-Bank. Markus Baur sah „gelb“, Florian Kehrmann bekam eine Zeitstrafe.
Die 6:4-Überzahl brachte aber keine Vorentscheidung. Sie blieb komplett torlos. „So eine 6:4-Überzahl und den Abschluss von Außen müssen wir üben“, schmunzelte Per Carlén. Denn Lars Christiansen und Lasse Svan Hansen vergaben gegen den starken TBV-Keeper Martin Galia gute Möglichkeiten. Zum Glück traf Tamas Mocsai nur Pfosten. Erst als die Gäste wieder fünf Mann auf dem Parkett hatten, brach Thomas Mogensen durch und erzielte das vielumjubelte 26:24. Exakt 100 Sekunden vor Schluss schloss Oscar Carlén einen Gegenstoß erfolgreich ab. 27:24 – die Entscheidung! „So ist es im Sport“, sagte Markus Baur. „Nur einer kann gewinnen.“ Dagegen war SG-Geschäftsführer Fynn Holpert in Hochstimmung: „Wir sind eine Top-Mannschaft und können wieder große Mannschaften schlagen. Das ist eine schöne Erkenntnis für die schweren Endspiele, die wir vor der Brust haben.“

Erlend Mamelund feierte sein Comeback.


SG Flensburg-Handewitt – TBV Lemgo 27:25 (15:11)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (18 Paraden), Meyer (bei einem 7m) – Carlén (6), Mamelund (1), Mogensen (7), Svan Hansen (3), Christiansen (6/1), Johannsen, Heinl, Petersson, Boesen (3), Knudsen (1)
TBV Lemgo: Lichtlein (bei einem 7m), Galia (15 Paraden) – Preiß (1), Bechtloff (3), Schmetz (1), Kehrmann, Mocsai (4), Strobel (3), Hermann (2), Kaufmann, Kraus (4/3), Svavarsson (4), Kubes, Glandorf (3)
Schiedsrichter: Fleisch/ Rieber (Ostfildern/Nürtingen); Zeitstrafen: 2:6 Minuten (Heinl 2 – Svavarsson 4, Kehrmann 2); Siebenmeter: 2/1:3/3 (Christiansen an die Latte); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 1:0 (1.), 1:2 (5.), 4:2 (6.), 5:4 (10.), 7:4 (12.), 10:5 (16.), 13:7 (20.), 13:9 (24.), 15:10 (26.) – 17:11 (34.), 19:13 (37.), 19:15 (38.), 21:15 (39.), 22:16 (40.), 22:19 (43.), 23:19 (46.), 23:23 (49.), 25:23 (53.), 25:24 (54.), 26:24 (58.), 27:24 (59.)


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