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Bundesliga: SG-Festival für den Nikolaus

Der Nikolaus meinte es gut mit den Zuschauern und verteilte schon vor dem Anwurf kräftig Süßigkeiten. Gut meinte er es aber auch mit der SG Flensburg-Handewitt, die ein unverhofftes 39:31 (17:12) gegen den TBV Lemgo „geschenkt“ bekam. „Man sieht, wie wichtig es ist, dass alle Spieler gesund sind“, meinte ein erleichterter SG-Trainer Kent-Harry Andersson. „Bei uns ist Sören Stryger wieder dabei, bei Lemgo fehlte ein Florian Kehrmann.“
Am Montagabend sah noch alles ganz anders aus. Der schwedische Coach registrierte „schwere Füße“ bei seinen Leuten, befürchtete einen ganz „schweren Tanz“. Doch als die Fans in den „Handball-Tempel“ strömten, lösten sich die Bedenken allmählich in Luft auf. Zunächst überzeugte der Optimismus von Manager Thorsten Storm („Lemgo hauen wir heute weg!“), dann entpuppten sich die Probleme des TBV Lemgo als wesentlich größer. Volker Zerbe (Waden-Zerrung) stand beim Aufwärmen an der Seitenlinie, Florian Kehrmann (Oberschenkel-Zerrung) saß in „zivil“ auf der Bank, und Logi Geirsson (Rücken-Probleme) war gar nicht zu sehen.
Und dann gab es eine Mannschaft, die nach dem 4:5 (9.) schnell alle Trainer-Zweifel am 38. Heimspiel-Erfolg seit dem 20. September 2003 (19:30 gegen Magdeburg) beseitigte. Ein Zwischenspurt zum 9:5 (15.) sorgte erstmals für Ekstase auf den Rängen. In einer Auszeit tauschte TBV-Coach Volker Mudrow das Abwehr-Konzept und brachte Carsten Lichtlein für Jörg Zereike im Tor. Mit dem 10:7 (18.) setzte SG-Kapiän Sören Stryger – er erzielte im 200. Spiel seinen 900. Treffer – den Torreigen aber fort. „Wir haben es mit mehreren Deckungs-Varianten versucht“, kapitulierte Volker Mudrow alsbald. „Aber die SG war einfach zu stark.“
Dieses Urteil galt auch für die Bank. „Kent-Harry kann einwechseln, wen er will“, führte Thorsten Storm in der Pressekonferenz aus. „Es gibt fast keinen Bruch im Spiel.“ Diejenigen, die an dieser Stelle negative Kritik witterten, erteilte der Geschäftsführer gleich eine Abfuhr. Das „Fast“ resultierte nämlich aus der Wertung „Weltklasse“ für Glenn Solberg und Michael V. Knudsen, die in Abwehr und Angriff als Achse glänzten. Zehn Mal zelebrierte die „Hölle Nord“ den Namen des dänischen Kreisläufers nach einem Torerfolg. Doch Kent-Harry Andersson freute sich noch mehr über die Defensiv-Leistung: „Er wird im Mittelblock immer besser, obwohl er in Dänemark nur als Halbverteidiger fungiert hat.“
Letztendlich stimmte alles für die Gastgeber. Die neue Club100-Lounge und das Stadtwerke-Maskottchen „Erik von Erikkson“ feierten einen tollen Einstand, während die SG nie einen Zweifel an ihrer Überlegenheit aufkommen ließ. Als Michael V. Knudsen nach 39 Minuten das 25:15 markierte, drohte den Ostwestfalen ein Debakel. Ganz so schlimm kam es für den TBV Lemgo zwar nicht, weil einige Akteure nun offenbar verstärkt auf der Jagd nach dem „Geschwindigkeits-Rekord“ waren. Ein Fehlwurf von Kasper Nielsen soll bei rund 120 Stunden-Kilomtern gemessen worden sein. Trotz dieses Missgeschicks – den abschließenden Worten von Gerd Nielsen in der Pressekonferenz ist nichts hinzuzufügen: „Der Nikolaus hat uns mit Toren reichlich beschenkt.“

Lars Christiansen: "Ist das geil!"

 

SG Flensburg-Handewitt – TBV Lemgo 39:31 (17:12)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (11 Paraden), Holpert (6/1 Paraden) - Solberg (1), Lackovic (4), Nielsen, Sprem (5/4), Jensen, Christiansen (7/1), Stryger (5/1), Lijewski (4), Boldsen (1), Kos (2), Knudsen (10)
TBV Lemgo: Zereike (7/1 Paraden), Lichtlein (7/1 Paraden) - Christophersen (1), Stephan (7/4), Tempelmeier (1), Preiß (6), Schwarzer (2), Hallgrimsson (5), Ramota, Binder (3), Baur, Jicha (6/1)
Schiedsrichter: Lemme/ Ullrich (Magdeburg); Zeitstrafen: 4:4 Minuten (Lijewski 2, Boldsen 2 - Jicha 2, Hallgrimsson 2); Siebenmeter: 8/6:7/5 (Christiansen scheitert an Zereike, Stryger an Lichtlein - Holpert hält gegen Stephan, Jicha auf die Latte); Zuschauer: 6200
Spielverlauf: 1:2 (3.), 3:2 (5.), 4:5 (9.), 9:5 (15.), 9:7 (17.), 10:8 (19.), 13:8 (22.), 14:10 (25.), 16:11 (27.) - 18:12 (31.), 21:13 (34.), 23:14 (37.), 25:15 (39.), 27:18 (41.), 28:20 (43.), 31:21 (46.), 31:24 (48.), 34:24 (51.), 36:25 (55.), 37:30 (59.)

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